Hannover (epd). Landesbischöfin Margot Käßmann hat eine bessere Versorgung sterbenskranker Menschen gefordert. Palliativmedizinisch sei Deutschland ein Entwicklungsland, sagte sie am Freitag in Hannover bei einer Pressekonferenz der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). Noch immer müssten zwei Drittel aller Krebspatienten vor ihrem Tod vermeidbare Schmerzen und Beschwerden erdulden.
Stationäre Palliativversorgung müsse wie die ambulante zur Regelleistung der Kassen werden, sagte Käßmann. Insbesondere Seelsorge und Sozialarbeit gehörten mit in die Finanzierung hinein. Es gehe darum, die Menschenwürde bis zuletzt zu bewahren.
Die KKH stellte einen Vertrag zur "Optimierten Palliativversorgung in Hannover" mit den beteiligten Diensten vor. Damit würden die ambulante, stationäre und pflegerische Betreuung pauschal finanziert. Ein so umfassender integrierter Versorgungsvertrag sei bundesweit einmalig, sagte der Vorstandsvorsitzende Ingo Kailuweit.
Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen als Vertragspartner hofft nach den Worten ihres Vorsitzenden Eberhard Gramsch, dass dieses Modell Schule mache in anderen Regionen und bei weiteren Krankenkassen. Damit würde die Palliativmedizin und -pflege Teil der Regelversorgung. Schon längst sei deutlich, dass in der letzten Lebensphase Pflege und Medizin vernetzt Hand in Hand arbeiten müssten. Bei den Ärzten verzeichnete er eine große Bereitschaft, sich in der Palliativmedizin fortbilden zu lassen.
In Hannover arbeiten je drei ambulante Dienste und Klinikstationen mit einem Hospizdienst und drei Hospizen sowie einem niedergelassenen Facharzt in einem gemeinsamen Palliativstützpunkt zusammen. Sie sind Vertragspartner der KKH. Käßmann würdigte die Entwicklung in der Landeshauptstadt, die 1992 mit einem ehrenamtlichen Hospizdienst begonnen habe.
Der Palliativmediziner Christian Robold nannte die Ausstattung der Region Hannover mit 41 Palliativ- und Hospizbetten für rund eine Million Einwohner relativ gut. Bundesweit kämen nur elf Betten auf eine Million. Der Bedarf an zumindest vorübergehender palliativer Behandlung sei weit größer. Gemeinsam mit Anke Reichwald vom Uhlhorn-Hospiz schilderte er, wie die Mitarbeiter des rund um die Uhr erreichbaren Netzes in Hannover medizinisch und pflegerisch Beschwerden, Schmerzen und Ängste lindern und auch Angehörige unterstützen könnten.
(epd Niedersachsen-Bremen/b2044/13.07.07)
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