Landesbischöfin erläutert in Brief an Pastoren ihre Scheidung

Nachricht 16. Mai 2007

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat sich in einem Brief an die mehr als 2.000 Pastoren ihrer Landeskirche zu ihrer bevorstehenden Scheidung geäußert. Als Landesbischöfin liege ihr daran, ihr Amt auch weiterhin in aller Verantwortung wahrzunehmen, schreibt Käßmann in dem Brief, der epd seit Mittwoch vorliegt. Sie sei inzwischen davon überzeugt, dass das Scheitern ihrer Ehe diesem Anspruch nicht entgegen stehe: "Die von mir zu erwartende Vorbildfunktion sehe ich darin, wahrhaftig zu sein."

Margot Käßmann (48) hatte am Donnerstag vergangener Woche den Kirchensenat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers unterrichtet, dass sie die Scheidung von ihrem Ehemann, Pastor Eckhard Käßmann (52), eingereicht habe. Der Senat als ihr dienstvorgesetztes Gremium beriet daraufhin in Abwesenheit der Bischöfin und stellte sich dann mit einer Erklärung hinter sie. Seitdem wird die Scheidung in der Öffentlichkeit und in Kirchenkreisen kontrovers diskutiert.

Der Brief der Bischöfin wurde am Dienstag auch an alle leitenden Theologen und Juristen, die Mitglieder der Landessynode sowie weitere Mitarbeiter der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten deutschen Landeskirche verschickt. Die promovierte Theologin schreibt weiter, die wirklich entscheidende Frage sei, ob die Kirche eine solche Belastungsprobe des Bischofsamtes verkraften könne: "Ich habe die Frage eines möglichen Rücktritts vorher und besonders in diesen Tagen ernsthaft erwogen."

Der Kirchensenat und die Mitglieder des Bischofsrates hätten sie darin bestärkt, ihr Amt weiter wahrzunehmen, und ihr zugesagt, sie zu unterstützen. Ihr Entschluss, sich scheiden zu lassen, sei kein Ergebnis von einigen Monaten, sondern das Resultat einer langen und gründlichen inneren Prüfung, so Käßmann: "Es war für mich ein ungeheuer schwerer Schritt, zu dem viel Gottvertrauen gehörte."

Trotz ihrer persönlichen Entscheidung halte sie die Ehe nach wie vor für eine gute Gabe Gottes und für ein Leitbild. Wer vor den Traualtar trete, sollte entschlossen sein, ein Leben lang zusammen zu bleiben, erklärte die Bischöfin. Diesen Anspruch hätten auch sie und ihr Mann gehabt: "Ja, das wollten wir und sind doch daran gescheitert."

Als Bischöfin sei sie nach evangelischem Verständnis eine Pastorin mit besonderen Aufgaben: "Seit einigen Jahren muss in unserer Landeskirche kein Pastor und keine Pastorin aus Anlass einer Scheidung mehr die Stelle wechseln, wenn nicht zusätzliche Tatsachen und Umstände vorliegen, die dies fordern."

Der große Zuspruch, gerade auch von kirchlichen Mitarbeitern, habe ihr die hannoversche Landeskirche noch einmal näher gebracht. Sie wisse, dass besonders die Pastorinnen und Pastoren wegen ihrer bevorstehenden Scheidung viele Fragen zu beantworten hätten, schreibt die Bischöfin. Sie bedanke sich für alle klärenden Gespräche und für die Stärkung der Gemeindemitglieder "in dieser für alle nicht leicht zu bewältigenden Herausforderung".

(epd Niedersachsen-Bremen/b1333/16.05.07)
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Ehemann von Bischöfin Käßmann wird nicht versetzt

Kassel/Hannover (epd). Pfarrer Eckhard Käßmann (52), der Ehemann der hannoverschen Bischöfin Margot Käßmann (48), muss wegen der bevorstehenden Scheidung nicht mit dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen. Käßmann werde nicht von seiner Stelle im Kasseler Landeskirchenamt versetzt, teilte die Prälatin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Roswitha Alterhoff, am Mittwoch in Kassel mit.

Derzeit hat Eckhard Käßmann eine befristete Stelle zur Vorbereitung der Kirchenvorstandswahlen im Herbst inne. Nach den landeskirchlichen Bestimmungen sei die Scheidung kein Grund, den Pfarrer zu versetzen, erklärte Alterhoff. Käßmann habe die Kirchenleitung über das Scheitern seiner Ehe unterrichtet. Wie in solchen Situationen üblich habe der zuständige Dezernatsleiter danach ein Gespräch mit ihm geführt.

(epd Niedersachsen-Bremen/b1344/16.05.07)
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