Gorleben (epd). Mit vielfältigen Aktionen haben Castor-Gegner am Sonntag die Proteste gegen den Atommülltranport ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben fortgesetzt. Bei einer Andacht und einer Prozession waren auch Vertreter der evangelischen Kirche unter den Rednern. Im Wald nahe der Gorlebener Atomanlagen trafen sich rund 100 Menschen ungehindert zum "Gorlebener Gebet". Traditionell wird seit mehr als 17 Jahren jeden Sonntag um 14 Uhr an dieser Stelle Andacht gehalten.
Das Pastorenehepaar Nadia und Stefan El Karsheh gestaltete den Gorlebener Gebet gemeinsam mit einem Gospelchor aus Oldenburg. "Es ging um die Würde, die jeder Mensch hat", sagte Stefan El Karsheh. Diese Würde sollten Demonstranten und Polizei im Blick behalten, wenn sie sich gegenüber stünden. In Langendorf hatten sich bereits am späten Vormittag rund 100 Fußgänger sowie knapp 30 Demonstranten zu Pferde auf einer der Straßen versammelt, die der Transport auf seiner letzten Etappe ins Zwischenlager nehmen kann.
Mit einer Prozession erinnerten sie an den Heiligen Leonhard, den Schutzpatron der Landwirte und der Pferde, sagte Organisatorin Lili Delong. Der evangelische Pastor Detlef Hasse sagte, es gehe darum, ein konstruktives und kreatives Zeichen gegen die Gefahren zu setzen, denen die Region ausgesetzt sei. Bereits in den vergangenen Jahren hatte es in Langendorf die Prozession als Teil der Proteste gegen den Castor-Transport gegeben.
Erstmals fand die genehmigte Veranstaltung in diesem Jahr zu einem Zeitpunkt statt, zu dem laut behördlicher Allgemeinverfügung eigentlich auch angemeldete Versammlungen auf der Castor-Strecke verboten waren. Auch weitere kleinere Versammlungen waren zugelassen. Zum "Gorlebener Gebet" wurden laut Stefan El Karsheh alle Teilnehmer am frühen Nachmittag problemlos in den Wald in der Nähe des oberirdischen Atommüll-Zwischenlagers und des möglichen Endlagers gelassen. "Es war eine ganz ruhige und sehr besinnliche Atmosphäre", sagte der Pastor.
(epd Niedersachsen-Bremen/b3066/12.11.06)
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Das aktuelle Stichwort: Gorlebener Gebet
Gorleben (epd). Seit mehr als 17 Jahren treffen sich Christen jeden Sonntag um 14 Uhr im Wald vor dem Erkundungsbergwerk für ein atomares Endlager in Gorleben zu den "Gorlebener Gebeten". An zwei Holzkreuzen halten sie Andacht für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden. Die Gebete werden abwechselnd von Jugendgruppen, Chören oder Umweltinitiativen oder von Pastorinnen und Pastoren vorbereitet.
Die ökumenische Initiative "Gorlebener Gebet" versteht sich als Teil der Protestbewegung gegen die Energiepolitik und die Atommüll-Transporte ins Wendland. Die Andachtsstelle im Wald entstand, nachdem Holzkreuze 1985 vom Atomkraftwerk Krümmel aus und 1988 aus dem bayrischen Wackersdorf nach Gorleben getragen wurden. Ein weiterer "Kreuzweg für die Schöpfung" führte 2001 entlang der Castor-Transportstrecke von Lüneburg nach Gorleben.
(epd Niedersachsen-Bremen/b3059/12.11.06)
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen