Hannover (epd). Bei der Feier zum 60-jährigen Bestehen des Landes Niedersachsen haben Bischöfe aus Braunschweig und Osnabrück dazu aufgerufen, dem Rechtsextremismus und dem religiösen Fundamentalismus entgegenzutreten. "Der freiheitliche Verfassungsstaat ist ein Schatz von größtem Wert", sagte der braunschweigische Bischof Friedrich Weber am Mittwoch. Zu dem Gottesdienst waren auf Einladung der Staatskanzlei rund 1.400 Gäste in die evangelischen Marktkirche in Hannover gekommen.
Für den Verfassungsstaat lohne es sich einzustehen, sagte Bischof Weber: "Darum müssen wir allem wehren, was sich dem entgegenstellt." Das friedliche Zusammenleben der Religionen und Weltanschauungen könne nur gelingen, wenn ihre Anhänger Toleranz übten. Dafür sei es nötig, die eigene Tradition zu kennen, sagte Weber an Christen und Muslime gewandt: "Nur wer das Eigene kennt, kann das Fremde verstehen." Weber ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Auch der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode plädierte für einen Dialog der Religionen. "Er trägt zu einem dauerhaften Frieden bei gegen alle Versuchungen, Religion für eigene Zwecke zu instrumentalisieren und nicht zuletzt auch gegen alle Bestrebungen von rechts", sagte er. Wichtig sei auch ein gutes Miteinander der christlichen Konfessionen, das "den Reichtum des Christlichen sichtbar hält".
Bode sprach von einer neuen Aufmerksamkeit für Religion: "Wir alle spüren eine neue Sehnsucht nach Wurzeln und Visionen, nach verlässlichem Halt und Verbindlichkeit." Die Menschen würden wach für die Grundlagen, die den Staat trügen und die er sich nicht selbst schaffen könne. Fundamentalismus mit Terror und Gewalt sei jedoch eine pervertierte Religion.
Bischof Weber warnte die Politiker in dem Gottesdienst davor, den Sonntagsschutz auszuhöhlen. "Gefährden wir nicht die wenige freie Zeit am Sonntag, die Familien brauchen, um entlastet von ökonomischen Zwängen miteinander leben zu können", sagte er mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Ladenöffnungszeiten. Die Regierungsfraktionen von CDU und FDP in Niedersachsen hatten am Dienstag beschlossen, dass die Geschäfte von April an von montags bis sonnabends rund um die Uhr öffnen können. Sonntags soll der Verkauf in Ausnahmefällen erlaubt sein.
Das Land Niedersachsen wurde am 1. November 1946 aus den Ländern Braunschweig, Oldenburg, Hannover und Schaumburg-Lippe gebildet. Zur Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen gehören die lutherischen Landeskirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit zusammen rund vier Millionen Mitgliedern. Auf katholischer Seite sind die Bistümer Hildesheim und Osnabrück sowie der Offizialatsbezirk Oldenburg des Bistums Münster auf dem Gebiet des Bundeslandes Niedersachsen vertreten.
(epd Niedersachsen-Bremen/b2950/01.11.06)
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen