Melle/Osnabrück (epd). Die Osnabrücker Regionalbischöfin Doris Janssen-Reschke und der Marburger Sozialethiker Professor Franz Segbers haben die Sozialpolitik der Bundesregierung kritisiert. Sie forderten eine gerechtere Verteilung der Arbeit und eine neue Debatte über die Wertschätzung der Arbeit. "Unsere Gesellschaft ist so reich wie nie. Doch es ist kein Geld da, um die Arbeit am und für den Menschen zu bezahlen", bemängelte Segbers am Donnerstag vor rund 200 evangelischen Pastoren in Melle bei Osnabrück.
Die Pastoren des Sprengels Osnabrück trafen sich zu ihrem Generalkonvent, um über "Arbeit zwischen Identitätsstiftung und Realität" zu diskutieren. Segbers mahnte ein gerechteres Steuersystem an, damit die öffentliche Hand mehr Geld zur Verfügung habe. Damit könne die Arbeit zum Beispiel in Krankenhäusern und Pflegeheimen bezahlt werden. "Arbeit am und für den Menschen ist in Hülle und Fülle vorhanden", betonte er.
Die Aufgabe der Kirche sei es, die ethischen Vorgaben zu hinterfragen. Es dürfe nicht mehr nur die produktive Arbeit Wertschätzung erfahren, sagte Landessuperintendentin Janssen-Reschke. Kirche müssen sich einmischen in die politische Diskussion und einen Wertewandel einfordern. Arbeitslose dürften nicht länger als überflüssige Mitglieder der Gesellschaft betrachtet werden, auf die man immer noch mehr Druck ausüben könne: "Es ist ein Skandal, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der das Geld sich selbst vermehrt."
117 Kirchengemeinden in sechs Kirchenkreisen bilden den Sprengel Osnabrück, eine kirchliche Verwaltungseinheit der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Er erstreckt sich vom Emsland bis in den südlichen Landkreis Osnabrück, von der Grafschaft Bentheim bis zur Grafschaft Diepholz. Einmal pro Jahr treffen sich alle Pastoren zum Generalkonvent. Im Sprengel leben rund eine Million Menschen, wovon sich etwa ein Drittel zur evangelisch-lutherischen Kirche zählt.
(epd Niedersachsen-Bremen/b2441/14.09.06)
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