Göttingen (epd). Der Göttinger Landessuperintendent Burghard Krause sieht einen Verkauf oder eine Schließung von Kirchengebäuden nur als "letzten Ausweg" aus der Finanzkrise der Kirchen. Eine Entwicklung wie im katholischen Bistum Hildesheim, wo fünf weitere Kirchen entwidmet werden sollen, gebe es im evangelischen Sprengel Göttingen nicht "oder zumindest noch nicht", sagte der evangelische Theologe am Mittwoch am Rande einer Gesamtkonferenz von Pastoren und Diakonen.
Im Sprengel Göttingen werde auf absehbare Zeit nur eine Kirche in Hann. Münden verkauft, sagte Krause. Die St. Aegidienkirche werde seit Jahren nicht mehr genutzt, es gebe auch keine eigene Gemeinde mehr. Die Stadt Hann. Münden, der das Grundstück gehört, und die hannoversche Landeskirche als Besitzer des Gebäudes verhandelten gegenwärtig über die Bedingungen für einen Verkauf.
Vor einer Veräußerung vor Kirchen müssten andere Möglichkeiten einer Nutzung geprüft werden, verlangte Krause. Um Kosten zu sparen und die Immobilien besser auszulasten, könnten Gemeinden die Gebäude etwa auch als Veranstaltungsräume nutzen. Auch eine Fremdnutzung der Kirchen hält Krause für denkbar, sofern diese "keine Entweihung des Gebäudes und seiner Geschichte" bedeute. Der Präsident des Evangelischen Kirchenbautages, Ruhestandspastor Helge Adolphsen (Hamburg), regte an, Kirchen mehr als bislang für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Autorenlesungen könnten dort ebenso stattfinden wie Ballettaufführungen und Ausstellungen, sagte Adolphsen. Auch Dorffeste sollten in geeignete Kirchenräume verlegt werden.
Das Thema des Generalkonvents im Sprengel lautete "Kirchen als Wahrzeichen und Wahrheitszeichen - Plädoyer für die Sichtbarkeit der Religion". Arbeitsgruppen befassten sich am Mittwoch unter anderem mit verlässlich geöffneten Kirchen als Raum der Stille, mit Kirchenpädagogik und mit Kirchenmusik. Zum Sprengel Göttingen gehören die sechs Kirchenkreise Göttingen, Herzberg, Holzminden-Bodenwerder, Leine-Solling, Münden und Osterode. Die mehr als 200 Kirchengemeinden haben zusammen rund 280.000 Mitglieder. Im Sprengel sind etwa 215 Pastoren und 55 Diakone beschäftigt.
(epd Niedersachsen-Bremen/b2424/13.09.06)
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