Grünende und blühende Geschichte hinter Klostermauern

Nachricht 07. September 2006

Grünende und blühende Geschichte hinter Klostermauern -Am "Tag des offenen Denkmals" öffnen sich verborgene Gärten

Von Karen Miether (epd)

Lüneburg (epd). Zwischen Wegplatten und einem Wasserlauf wächst und blüht, was man sich in einer Klosterküche oder Klosterapotheke nur vorstellen kann. Minze, Zitronenmelisse und Lavendel durften um die Wette. "Es gibt roten, blauen und silbernen Salbei", schwärmt der 72-jährige Heinrich Matheis. Der ehemalige Hausmeister des Klosters Lüne bei Lüneburg wohnt mit Blick auf den Kräutergarten. Hier setzte er vor knapp 20 Jahren die ersten Pflänzchen.

Der Kräutergarten ist generell zu Öffnungszeiten des Klosters zugänglich. Den restaurierten Äbtissinnengarten dagegen wird Matheis am Sonntag um 11.30 und um 15.30 Uhr nur zu Führungen am "Tag des offenen Denkmals" aufschließen. Hinter den Mauern steht der älteste Baum der Region. "Eiben wurden gepflanzt, um das Böse zu verscheuchen", sagt Matheis. Das knorrige Nadelgewächs steht seit mehr als 650 Jahren und treibt im paradiesischen Garten frisches Grün.

Wenn sich am Sonntag bundesweit rund 7.000 meist historische Bauten, Gärten und Ausgrabungen präsentieren, öffnen sich auch in Lüne Pforten, die sonst verschlossen sind. Das Kloster ist eines von sechs Stiften in der Lüneburger Heide, in denen bis heute Frauengemeinschaften leben.

Mit 50.000 Euro von der Europäischen Union sowie Mitteln des Landes Niedersachsen und der Klosterkammer Hannover wurde der Lüner Klostergarten in diesem Jahr nach alten Vorbildern restauriert. Ein Tee-Pavillon wurde hergerichtet und der Rosengarten neu angelegt. Wie andere Gärten der Heideklöster gibt auch der Lüner über die bewegte Geschichte Auskunft.

Die älteste Gebäudeteile des Klosters stammen aus dem 14. Jahrhundert. Damit sie besser zu sehen sind, mussten bei der Neugestaltung Hecken und ein paar Bäume weichen. "Die Weite der Bleiche, auf der früher Leinentücher ausgelegt wurden, ist wieder sichtbar", sagt die Priorin des Klosters, Renate Krüger. "Früher wuchs das Gras höher, so dass das Tuch auch von unten belüftet wurde."

Nach der Reformation wurden die ehemals katholischen Nonnenklöster in der Heide zu evangelischen Damenstiften. Galt in früheren Zeiten in den Klöstern das Prinzip des Allgemeingutes, so begannen die Klosterfrauen nach der Reformation, eigene Haushalte zu führen. Mit den sogenannten "Damengärten" wurde Land verteilt, damit sie sich selbst versorgen konnten. Für diese Gärten finden sich im Kloster Medingen bei Uelzen besonders gute Beispiele.

Doch auch in Lüne lässt sich wieder erahnen, wie die Klosterdamen eigene Parzellen bebauten. "Dieser Teil soll noch stärker zu einem Nutzgarten werden", beschreibt Krüger die Pläne. Lüne ist mittelalterlicher Ort und moderne Lebensgemeinschaft von Frauen zugleich. Heute sind für die Bewohnerinnen jeweils eigene Wohnungen ausgebaut.
(epd Niedersachsen-Bremen/b2359/07.09.06)
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