Westerstede /Kr. Ammerland (epd). Für die von Abschiebung bedrohte syrisch-kurdische Familie Kasim aus Westerstede wird es kein Kirchenasyl geben. "Wir haben alles Menschenmögliche getan und müssen jetzt die Einzelheiten abwarten", sagte der Westersteder Pastor Michael Kühn vom Unterstützerkreis am Donnerstag dem epd. Der niedersächsische Landtag hatte am Vormittag die Abschiebung der Mutter mit acht Kindern beschlossen.
Der Oldenburger Bischof Peter Krug, der sich für ein Bleiberecht eingesetzt hatte, kritisierte die Abschiebung am Rande der in Rastede tagenden Synode seiner Kirche: "Es ist traurig, dass hier nicht Gnade vor Recht ergangen ist."
Für die psychisch schwer angeschlagene Mutter wären die Belastungen eines Kirchenasyls nicht zu verkraften, sagte Kühn. Sieben der acht Kinder im Alter zwischen zwei und 18 Jahren müssen mit der Mutter Deutschland verlassen. Die älteste Tochter ist mit einem Yeziden mit deutscher Staatsbürgerschaft verheiratet und kann nicht abgeschoben werden.
Den übrigen Kindern stehe eine ungewisse Zukunft bevor. "Sie werden im Falle einer Abschiebung in eine für sie ganz fremde Kultur kommen", sagte der Pastor. Die Familie sei in Westerstede sehr gut integriert. "Die Kinder sind hier aufgewachsen und sprechen deutsch mit Ammerländer Akzent", sagte er. Die syrische oder die arabische Sprache verstünden sie dagegen nicht. In Syrien stünden sie vor dem Nichts.
Vor einigen Wochen hatte bereits der Petitionsausschuss des Landtages eine Härtefallregelung abgelehnt. Die seit 1992 in Deutschland lebende Familie wird derzeit von einem Freundeskreis in der evangelischen Kirchengemeinde Westerstede unterstützt. Vor einigen Jahren trat die Familie zum Christentum über. Der Vater der Familie wurde bereits im vergangenen Jahr wegen Gewalttätigkeiten gegen seine Frau und die Kinder abgeschoben.
Am heutigen Donnerstagabend werde der Fall von 20.05 bis 21 Uhr auf NDR1 Niedersachsen in der Hörfunksendung "Keine Gnade vor Recht? Niedersachsens Umgang mit Flüchtlingen" diskutiert, kündigte Kühn an. Dazu sollten Landtagsabgeordnete in Hannover live mit den Unterstützern im Westersteder Kulturzentrum "Abraxas" zusammengeschaltet werden.
(epd Niedersachsen-Bremen/b1356/18.05.06)
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