Hannover (epd). Erziehungsexperten haben mehr Bildung für Kinder bereits im Vorschulalter gefordert. "Es gibt kaum etwas Wichtigeres, als Kinder schon in ganz frühem Alter zu fördern", sagte der sachsen-anhaltinische Kultusminister Professor Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) am Mittwoch bei der Bildungsmesse "Didacta" in Hannover. Olbertz sprach sich dafür aus, dass die Kultusministerien der Länder auch für die frühkindliche Bildung zuständig sein sollten und nicht erst ab der Grundschule. Kindergarten und Schule gehörten in eine Hand und in ein Konzept.
Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts in München, Professor Thomas Rauschenbach, hob hervor, dass sich bereits in den Familien eine "Bildungsschere" öffne, die später zu ungleichen Chancen der Jugendlichen führe. Während die einen bereits früh Wissen anhäuften, festige sich bei anderen ein Defizit. "Wir müssen mehr über Bildung in der Familie und durch die Familie reden", forderte Rauschenbach. Das von der großen Koalition geplante Elterngeld werde hier nicht weiterhelfen:
"Dadurch lernt kein Kind mit Migrationshintergrund Deutsch."
Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wies Oberkirchenrat Jürgen Frank darauf hin, dass die beiden großen Kirchen zusammen Träger für rund die Hälfte aller Kindergärten seien. Wenn die Gesellschaft mehr Bildung im Vorschulalter verlange und die erzieherische Kompetenz der Eltern stärken wolle, dann müsse sie auch diejenigen Institutionen stärken, die diese Kompetenzen vermittelten.
Der Bildungsexperte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Weihbischof Engelbert Siebler, kritisierte einen zu hohen Medienkonsum vieler Kinder und Jugendlicher. Wichtig sei, dass in den Familien auch gelesen und gesungen werde: "Wenn die Kinder zu Hause keine Bildung erfahren, nützen die beste Schule und der beste Kindergarten gar nichts." Bildung sei ein Persönlichkeitsrecht, das nicht dem wirtschaftlichen Denken unterworfen werden dürfe, betonte er.
(epd Niedersachsen-Bremen/b0475/22.02.06)
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