12. Februar : Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten

Nachricht 09. Februar 2006

"Sie haben nur gelernt zu töten und zu überleben" - Am 12. Februar ist der Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten

Von Martina Schwager (epd)

Osnabrück (epd). Immer mehr junge Frauen drängen sich in dem engen Klassenraum. Die meisten sind um die 18 Jahre alt, viele haben bereits Kinder. Bis vor drei Jahren waren sie Teil der UNITA, einer Rebellenorganisation, die bis April 2002 Krieg führte gegen die angolanische Regierungsarmee. Jetzt sollen sie die Dinge des täglichen Lebens lernen in einem von terre des hommes unterstützten Projekt in Angolas Hauptstadt Luanda. "Kindersoldaten haben nichts gelernt außer töten, fliehen und sich am Leben zu halten", sagt der Sprecher des deutschen Kinderhilfswerkes, Wolf-Christian Ramm.

Jährlich am 12. Februar, dem "Red Hand Day", macht terre des hommes gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen auf die Situation von Kindersoldaten aufmerksam. Sie fordern, die Rekrutierung von Kindersoldaten weltweit zu stoppen. Vor vier Jahren an diesem Tag verboten die Vereinten Nationen mit dem Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention den Einsatz von Minderjährigen als Soldaten.

Mittlerweile haben mehr als 100 Staaten das Zusatzprotokoll ratifiziert. "Die weltweite Überzeugung wächst, dass es Unrecht ist, Kinder zu Soldaten zu machen", sagt Kinderrechtsexperte Andreas Rister von terre des hommes. Auch in Deutschland ist das unstrittig. Dennoch erhalten ehemalige Kindersoldaten kein Asyl: "Sie haben im normalen Verfahren keine Chance. Deshalb fordern wir von der Bundesregierung dringend einen gesicherten Aufenthaltsstatus."

Mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gebe es mittlerweile eine Institution, die die Täter zur Rechenschaft ziehe. Wer Kinder unter 15 Jahre rekrutiere, könne nach dem Statut des Gerichtshofes als Kriegsverbrecher verurteilt werden.

Weltweit werden bis zu 300.000 Kinder und Jugendliche in regulären Armeen oder Rebellengruppen als Soldaten missbraucht. "Sie kämpfen an der Front, stehen Wache, entschärfen Minen oder erledigen Botengänge. Mädchen werden massenhaft als Sexsklavinnen ausgebeutet", zählt Rister auf. Viele Kindersoldaten werden zwangsrekrutiert, andere schließen sich den militärischen Gruppen an, weil sie sonst keine Überlebensmöglichkeiten sehen.

Ist der Konflikt beendet und die Kinder haben überlebt, ist es sehr schwer für sie, ein neues Leben zu beginnen. "Besonders Mädchen haben kaum Perspektiven, wenn sie entlassen werden", sagt Ramm. Das Kinderhilfswerk unterstützt Partnerorganisationen in den betroffenen Ländern, die sich um die Kinder kümmern.

Für das einzige mädchenspezifische Projekt in Angola stehen zunächst 350.000 Euro für zwei Jahre zur Verfügung. In dem Projekt "Kandengues Unidos" werden 250 Mädchen psychologisch betreut. Sie lernen Haushaltsführung oder Kinderpflege und üben lesen und schreiben. Sie müssen selbstständig werden, denn zurück in ihre Dörfer und Familien können sie nicht, weil sie sich schämen oder verstoßen wurden, sagt
Ramm: "Ohne unsere Hilfe stehen sie vor dem Nichts."

(epd Niedersachsen-Bremen/b0349/09.02.06)
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