Diakonie-Beschäftigte demonstrieren gegen Lohndumping

Nachricht 09. Februar 2006

Hannover (epd). Rund 200 Beschäftigte der Diakonie haben am Donnerstag in Hannover gegen Lohnsenkungen und schlechtere Arbeitsbedingungen in sozialen Berufen demonstriert. "Soziale Arbeit darf nicht durch Lohndumping abgewertet werden", sagte Annette Klausing von der Gewerkschaft ver.di bei einer Kundgebung. Unter dem Motto "Soziale Arbeit ist was wert - Gutes Geld für gute Arbeit" zogen Altenpfleger, Krankenschwestern, Sozialarbeiter oder Heilpädagogen vom evangelischen Krankenhaus Henriettenstiftung zur Zentrale des Diakonischen Werks.

In der niedersächsischen Diakonie sind rund 40.000 Menschen beschäftigt. Klausing kritisierte vor allem die "Tarifflucht" einzelner diakonischer Einrichtungen. Häuser wie der "Birkenhof" in Hannover oder die Diakonische Altenhilfe Lilienthal bei Bremen gründeten Tochterfirmen, die bis zu 30 Prozent weniger Gehalt zahlten. Sie hoffe, dass der neue Direktor des Diakonischen Werkes der hannoverschen Landeskirche, Manfred Schwetje, diese Entwicklung eindämme und wieder "Tariftreue" einführe.

Anlässlich eines bundesweiten Aktionstages der Gewerkschaft in Kirche und Diakonie waren auch in Bremen, Bielefeld, Darmstadt, Nürnberg und München Beschäftigte auf die Straße gegangen. "Soziale Arbeit hat ihren Wert und ihren Preis", sagte Klausing. Dennoch werde diese Arbeit immer schlechter bezahlt, während die Arbeitsbelastung stetig ansteige. Für alle Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen müsse das Tarifniveau des öffentlichen Dienstes eingehalten werden, forderte Klausing: "Es muss die neue Leitwährung werden."

Der stellvertretende Diakonie-Direktor Hans-Jochen Erhardt sagte vor den Demonstranten, es gehe der Diakonie nicht darum, ihre Mitarbeiter schlechter zu stellen: "Aber wir stehen im Wettbewerb mit privaten Betreibern, die unsere Preise unterbieten." Tochterfirmen, die aus dem Tarifgefüge ausscherten, sehe der Verband skeptisch: "In einigen Fällen geht es aber nicht anders." Einige Einrichtungen arbeiteten an der Grenze ihrer Möglichkeiten und gerieten in wirtschaftliche Notlagen.

In solchen Fällen werde individuell vereinbart, etwa das Weihnachts- oder Urlaubsgeld zu kürzen oder zu streichen. Ehrhardt wies darauf hin, dass Krankenkassen ihre Sätze senkten und auch Angehörige von Heimbewohnern mitunter die Pflege als zu teuer kritisierten. Die Einrichtungen machten keine Profite, ihnen fehlten vielmehr Einnahmen.
Was die Qualität und den Wert der Arbeit angehe, seien sich die Arbeitgeber mit den Beschäftigten im Grundsatz einig.
(epd Niedersachsen-Bremen/b0362/09.02.06)
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