Islam-Experte: Konflikt um Karikaturen schadet Muslimen

Nachricht 08. Februar 2006

Hannover (epd). Der Konflikt um die dänischen Mohammed-Karikaturen schadet nach Auffassung des Islam-Beauftragten der hannoverschen Landeskirche, Christoph Dahling-Sander, den Muslimen in Deutschland. Die Ausschreitungen gegen europäische Botschaften würden zwar von allen muslimischen Verbänden abgelehnt, sie bestimmten aber doch derzeit das Bild des Islam. Das erschwere auch die notwendigen Begegnungen, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch in Hannover.

In deutschen Moscheegemeinden ist nach seinem Eindruck das Entsetzen groß, dass die umstrittenen Karikaturen immer wieder veröffentlicht werden. Auch dass Regierungen sich spät oder gar nicht entschuldigt hätten, werde von Muslimen kritisiert. Dahling-Sander räumte im epd-Gespräch ein, dass religiöse Gefühle verletzt werden könnten. Das gelte dann aber auch für antisemitische oder antichristliche Karikaturen in arabischen Ländern.

Freiheit der Religion und der Presse seien hohe Güter, mit denen man verantwortlich umgehen müsse, sagte Dahling-Sander. Es sei jedoch "unerträglich, wenn eine Religion den öffentlichen Raum absolut und totalitär dominieren soll", kritisierte der Theologe die gewalttätigen Proteste in muslimischen Ländern. Sie zeigten eine gefährliche Gemengelage von politischem und religiösem Fanatismus und seien deutlich inszeniert.

Die übergroße Mehrheit der Muslime in Deutschland dürfe mit den Fanatikern nicht in einen Topf geworfen werden, betonte Dahling-Sander.
Lokal und international seien christlich-muslimische Begegnungen "in aufmerksamer Toleranz" dringender denn je. Vom 11. bis 19. Februar werde eine Gruppe von Imamen und Pastoren gemeinsam in die Türkei reisen, kündigte der Islam-Beauftragte an.

(epd Niedersachsen-Bremen/b0339/08.02.06)
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