"Evangelische Zeitung" soll durch neues Medium ersetzt werden

Nachricht 24. November 2005

Von Michael Grau (epd)

Hannover (epd). Sie gilt vielen als der "Mercedes der Kirchengebietszeitungen", doch rückläufige Abonnentenzahlen machen ihr seit Jahren zu schaffen. Rund 50.000 Exemplare ließ die in Hannover erscheinende "Evangelische Zeitung" noch in den 90er Jahren drucken, doch zuletzt sank die Zahl auf rund 26.000. Am Donnerstag zog die Synode der hannoverschen Landeskirche einen Schlussstrich: Ende Dezember 2006 soll die letzte Ausgabe des traditionsreichen Blattes erscheinen. Am Montag soll bereits die Arbeit an einem Nachfolgeprodukt beginnen.

Das Kirchenparlament wollte unter dem Druck zurückgehender Finanzen nicht länger einen Zuschuss von mehr als 900.000 Euro im Jahr zahlen.
Das neue zentrales Printmedium soll nun mit weniger als der Hälfte
auskommen: Nur noch 400.000 Euro will die Kirche künftig dafür ausgeben.
Zur Wahl stehen zwei Varianten. Dabei will die Landeskirche entweder mit dem Monatsmagazin "Chrismon plus" kooperieren, das in Frankfurt/Main erscheint, oder mit der westfälischen Wochenzeitung "Unsere Kirche".

Die "Evangelische Zeitung" wurde 1946 unter dem Namen "Die Botschaft" als "Kirchenblatt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers" unter Lizenz der britischen Militärregierung gegründet. Später schlossen sich die Landeskirchen Braunschweig und Oldenburg an. Heute erscheint die EZ als "Christliche Wochenzeitung für Niedersachsen" im Lutherischen Verlagshaus Hannover. Von ihrem 2,4 Millionen Euro umfassenden Haushalt erwirtschaftet die Zeitung durch Abonnements und Anzeigen etwa die Hälfte selbst. Die andere Hälfte kommt von den Landeskirchen.

Der Verlag und die Redaktion haben seit Ende der 90er Jahre hart an der Modernisierung des Blattes gearbeitet. Chefredakteur Joachim Piper leitete einen Relaunch ein, den sein Nachfolger Michael Eberstein in Form und Inhalt zügig vorantrieb. Die Zahl der Seiten wurde aufgestockt, die Berichterstattung aus den Regionen stark ausgeweitet. Wie stark die Leser-Blatt-Bindung in Teilen der Synode ist, zeigte sich immer wieder, als Freunde der EZ ihre Zeitung vehement verteidigten - obwohl es das Kirchenparlament selbst war, das den Fortbestand des Blattes in Frage gestellt hatte.

Doch die Auflage bröckelte weiter. Werbung mit kostenlosen Exemplaren in den Kirchengemeinden konnte daran ebensowenig ändern wie Haustürwerber, die sich immer wieder den Unmut der Ortspastoren zuzogen. Auch der Versuch, die Zeitung am Kiosk zu verkaufen, konnte die Auflage nicht erkennbar steigern.

Seit 2002 hält die Synode Ausschau nach Alternativen für die Kirchenpresse. Doch 2003 scheiterte der Versuch eines so genannten Aktivenmagazins, das anstelle der EZ kostenlos an 120.000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter verschickt werden sollte. Die Nullnummer mit dem Titel "motiv!" fiel bei den Synodalen durch.

Mit dem Ringen um die Zukunft der Kirchenpresse steht die mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größte deutsche evangelische Landeskirche nicht allein. In Hessen-Nassau berät die Synode über den Fortbestand der "Evangelischen Sonntags-Zeitung". Die dortige Kirchenleitung zog am Mittwoch ihren Plan zurück, das Blatt in ein Mitarbeitermagazin umzuwandeln. Die Kirchen im Rheinland und in Baden haben dagegen ihre Kirchengebietspresse inzwischen auf Regionalausgaben von "Chrismon plus"
umgestellt.
(epd Niedersachsen-Bremen/b3763/24.11.05)
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