Stade/Elbe-Weser (epd). Die Notfallseelsorge übernimmt bei Krisen und Katastrophen nach den Worten des landeskirchlichen Beauftragten Frank Waterstraat eine wichtige entlastende Funktion. Wer Tod und Sterben erlebe, müsse klagen und der Trauer Worte geben können, sagte Waterstraat am Donnerstagabend beim "Michaelis-Empfang" von Landessuperintendent Manfred Horch in Stade. Was nicht raus komme, "vergiftet die Seele", warnte der Pastor, der in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers die Notfallseelsorge mit aufgebaut hat.
Nach einem Todesfall im privaten Umfeld oder bei einem Unfall auf der Straße müssten Seelsorger helfen, die Situation zu ertragen, ohne das Leid zu verleugnen, sagte Waterstraat. In der hannoverschen Landeskirche sind nach seinen Worten mittlerweile überall Pastorinnen und Pastoren erreichbar, wenn Angehörige betreut oder Todesnachrichten überbracht werden müssen.
Nach den Erfahrungen von Waterstraat reagieren Menschen unterschiedlich auf belastende Ereignisse. Während manche Sicherheit und Orientierung suchten, wollten andere reden und weinen. Wieder andere zögen sich zurück. Wichtig sei es, auf diese Bedürfnisse zu achten. Deshalb würden Notfallseelsorger durch Fortbildungen auf ihren Einsatz vorbereitet. Mit
einer guten seelischen und praktischen Vorbereitung werde aus Mitleid tätige Hilfe.
"Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele", betonte der Sprengelbeauftragte Manfred Lea im Gespräch mit dem epd. Im Elbe-Weser-Raum gebe es seit 1997 diese Form der Begleitung in Krisenfällen. Mittlerweile existiere in allen elf Kirchenkreisen der Region eine funktionierende Notfallseelsorge, die von etwa 130 Pastorinnen und Pastoren getragen werde. Im Ernstfall werden sie laut Lea über die Leitstellen von Polizei und Feuerwehr alarmiert. Im
vergangenen Jahr geschah das nach seinen Worten in allen Kirchenkreisen des Sprengels Stade in 223 Fällen.
Meistens gehe es um Sterbe- und Trauerbegleitung. Besonders wenn es "hautnah" werde, sei auch Hilfe für die Helfer gefragt, ergänzte Lea, der selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hechthausen ist. Als besonders belastend würden von vielen Rettungskräften Einsätze empfunden, bei denen Kinder, Freunde, Familienangehörige oder Kameraden betroffen seien. Großschadens-Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Unglücksfälle mit vielen Opfern könnten ebenso auf der Seele brennen.
Landessuperintendent Horch dankte den Vertretern von Rettungsdiensten, Polizei, Feuerwehren und Notfallseelsorge für ihren Dienst. Sie zeigten "ein menschliches Engagement, das man nicht hoch genug einschätzen kann". Eine Gesellschaft lebe ganz wesentlich davon, "was ihre Mitglieder an bürgerschaftlichem Engagement einbringen", betonte der Regionalbischof der größten Region in der hannoverschen Landeskirche. Horch hatte im Spätsommer den Elbe-Weser-Raum bereist, um sich über die Arbeit der Notfallseelsorge und der Rettungsdienste zu informieren. (epd Niedersachsen-Bremen/399/30.09.05)
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