Von Michael Grau (epd)
Hannover (epd). Ein kopfstehender VW-Beetle, eine Kirche auf Rädern und "Klinik-Clowns" aus Göttingen mit roten Nasen: Mit einem fantasievollen Programm stellen sich die niedersächsischen Protestanten beim Eröffnungsabend des 30. Deutschen Evangelischen Kirchentages am 25. Mai in Hannover vor. Es wird die größte Party in der Landeshauptstadt seit der Expo 2000. Die Initiatoren rechnen zum "Abend der Begegnung" mit 300.000 Besuchern: 100.000 Kirchentags-Dauerteilnehmer und 200.000 Gäste aus der Region.
"Als hannoversche Landeskirche heißen wir die Gäste aus Deutschland und der ganzen Welt herzlich willkommen", sagt Organisationsleiter Arend de Vries, Landessuperintendent aus Nienburg. Dafür werden in der City 13 Bühnen aufgebaut. Hier zeigen sich alle Regionen mit Musik, Unterhaltung und typischen Themen: Die Osnabrücker erinnern an den Westfälischen Frieden von 1648, die Gemeinden an der Weser haben das Motto "Fisch fährt Fahrrad" gewählt und erzählen von Sagen und Märchen.
"Als gute Gastgeber wollen wir natürlich alle satt machen", sagt de Vries. So werden an den Ständen auch regionaltypische Gerichte angeboten: Nordsee-Krabben, Harzer Käse, Nienburger Spargelsuppe und Lüneburger Schnuckenbraten. Aus Südniedersachsen kommt der "Weser-Burger" und aus Hannover der "Kanzler-Teller": Currywurst mit Pommes frites. Serviert werden die Speisen auf umweltfreundlichem Pfandgeschirr aus Kunststoff. Nur nicht bei den Ostfriesen: Nachdem sie heftig protestiert hatten, dürfen sie ihren Ostfriesen-Tee nun in echten Porzellan-Tassen ausschenken.
Rund 550 Einzelgruppen haben sich originelle Aktionen ausgedacht. Berufschuldiakon Peter Sobetzki-Petzold aus Diepholz zeigt einen knallgelben VW-Beetle namens "Chrissi", aus dem seine Schüler einen "Überschlag-Simulator" gebaut haben. Hier können die Festbesucher testen, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Auto nach einem Unfall kopfüber im Graben gelandet ist. Christen aus Kalefeld bei Osterode kommen mit einer Kirche auf Rädern: ein Modell ihrer Kirche, das zu einem Jubiläum angefertigt wurde. Sie wollen es 100 Kilometer zu Fuß nach Hannover schieben.
Studenten aus dem Harz haben ein Hexen-Kabarett entwickelt, bei dem die Hexe auf ihrem Besen den Führerschein macht. Aus Norden in Ostfriesland kommt Diakon Klaas Grensemann mit einem Trecker und einer "Bauwagen-Kirche" an der Kupplung. Passend zum Motto des Abends "Lass leuchten" werden neun Leuchtturm-Modelle in der Innenstadt aufgestellt. Ein gutes Symbol für den Kirchentag, sagt de Vries: "Das Evangelium ist eine Botschaft, die etwas zum Leuchten bringen will und erhellend sein kann."
Zwei Programmpunkte sind neu beim Kirchentag: Jede Stunde um Viertel nach wird ein "Rundgesang" beginnen: "Wir möchten, dass die ganze Altstadt im Kanon singt." Von Balkons und Flachdächern herab geben Bläser das Signal dazu. Damit der Kanon pünktlich beginnt, sind alle Bläser mit Funkuhren ausgestattet. Und um 22.30 Uhr, wenn es dunkel ist, erklingt ein Glockenkonzert von sechs Kirchtürmen. Schon vorher werden an allen Bühnen Kerzen verteilt: Die ganze City soll sich in ein Lichtermeer verwandeln. (epd Niedersachsen-Bremen/b1604/22.05.05)
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