Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat den Deutschen Evangelischen Kirchentag als "Sprachschule des Glaubens"
bezeichnet. "Für mich ist er bis heute eine Chance, das protestantische Profil zu schärfen", sagte sie am Dienstagabend bei einem Vortrag über die Geschichte des Protestantentreffens im Plenarsaal des Niedersächsischen Landtags in Hannover. Käßmann war von 1994 bis 1999 Generalsekretärin des Kirchentags. Zum 30. Kirchentag vom 25. bis 29. Mai in Hannover werden rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet.
Im Rahmen der Reihe "Landesgeschichte im Landtag" skizzierte die Bischöfin die Geschichte des Kirchentags, der 1949 in Hannover als unabhängige Bewegung evangelischer Laien gegründet wurde. Die 50er Jahre standen laut Käßmann mit einer Reihe von gesamtdeutschen Kirchentagen im Zeichen der deutschen Einheit. Die 60er Jahre waren geprägt von der Spaltung durch den Mauerbau und die Studentenbewegung. In den 70er Jahren habe der Kirchentag begonnen, die Teilnehmer selbst am Programm zu beteiligen.
In den 80er und 90er sei das Treffen allmählich zu einer "protestantischen Bürgerrechtsbewegung" mit mehr als 100.000 Teilnehmern gewachsen. Der Ökumenische Kirchentag 2003 schließlich habe die Gemeinschaft mit den katholischen Christen in den Blickpunkt gerückt.
Der bisher größte Kirchentag fand laut Käßmann 1954 in Leipzig statt, als rund 650.000 Menschen zur Hauptversammlung kamen. Zum bisher kleinsten Kirchentag trafen sich 1973 in Düsseldorf 7.420 Dauerteilnehmer.
Heute werde der Kirchentag kritisch fragen müssen, ob er vor allem eine Art evangelisches Arbeitstreffen sei oder ob es nicht auch akzeptabel sei, dass ihn manche schlicht als christliches "Happening" erlebten. Zugleich dürfe sich der Kirchentag nicht von den verfassten Kirchen vereinnahmen lassen: "Mut zur Freiheit soll er haben, aber in Bindung an das, was ihn trägt", sagte Käßmann. (epd
Niedersachsen-Bremen/b1545/17.05.05)
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