Landesbischöfin: Absage von Friedman ist zu respektieren

Nachricht 15. März 2005

Hannover (epd). Die Absage Michel Friedmans an einer Podiumsdiskussion beim Kirchentag ist nach Ansicht der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann selbstverständlich zu respektieren. "Für die Kirchentagstradition bleibt mir allerdings wichtig, heftige Proteste gegenüber Positionen oder Personen nicht einfach zu ignorieren oder auszusitzen", sagte Käßmann am Dienstag dem epd. Sie müssten ernst genommen und inhaltlich aufgegriffen werden. Das Thema Zwangsprostitution sei besonders brisant.

Der TV-Moderator und Jurist Michel Friedman hatte dem Kirchentag am Montag in einem Brief seine Absage mitgeteilt. Er begründete dies mit der öffentlichen Kritik der hannoverschen Landesbischöfin
Margot Käßmann und der Frauen-Union an seiner Teilnahme. Friedman war vor zwei Jahren im Zuge von Ermittlungen gegen eine ukrainische Gruppe von Frauenhändlern ins Visier der Justiz geraten.

Margot Käßmann hatte angeregt, das Thema Zwangsprostitution mit ihm auf dem Kirchentag öffentlich zu diskutieren. Die Frauen-Union hatte die Kirchentagsleitung aufgefordert, Friedman wieder auszuladen. Die Frauen bezweifelten, dass er sich in einer solchen Wertediskussion glaubwürdig verhalten könne und kündigten an, jeden weiteren Auftritt Friedmans verhindern zu wollen.

In seinem Brief an den Kirchentag schreibt Friedman, er könne die vorgebrachten Einwände nicht nachvollziehen, sehe aber, dass sein Auftritt die Veranstaltung nur belasten würde. Runge sagte, die zum Teil heftigen Reaktionen auf Friedmans Teilnahme habe die Kirchentagsleitung nachdenklich gestimmt. Es habe jedoch noch keine direkten Gespräche mit ihm gegeben. Nach Angaben Runges ist Friedman der erste Gast in der Geschichte des Kirchentags, der seine Teilnahme aufgrund öffentlicher Kritik zurückgezogen hat.

Die niedersächsische Frauen-Union der CDU ist erleichtert über seine Entscheidung. "Für viele Kirchentagsbesucher ist dies genau die richtige Konsequenz", sagte die Vorsitzende Eva Möllring. Sie kündigte an, dass die Frauen-Union das Thema Zwangsprostitution weiter verfolgen werde. Geplant sei eine Gesetzes-Initiative und Anhörung im Bundestag zur Bestrafung von Freiern.

Michel Friedman (49), der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Mitglied im CDU-Parteivorstand war, hatte 2003 alle öffentlichen Ämter niedergelegt. Wegen illegalen Kokainbesitzes war ein Strafbefehl über 17.400 Euro gegen ihn erlassen worden. (epd Niedersachsen-Bremen/b0824/15.03.05)
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