450 Menschen verabschiedeten sich in Hipstedt von getötetem Jungen

Nachricht 14. Januar 2005

Von Dieter Sell (epd)
Hipstedt/Kr. Rotenburg (epd). Es war, als wollte selbst der Himmel weinen. Aus dunklen Wolken tröpfelte es, als die Glocken am Freitagnachmittag zur Beerdigung für den achtjährigen Felix in die evangelische Betlehem-Kirche von Hipstedt im Landkreis Rotenburg bei Bremen riefen. Eine Woche, nachdem die Leiche des durch den mutmaßlichen Doppelmörder Marc Hoffmann getöteten Jungen aus dem Fluß Geeste in der Nähe von Bremerhaven geborgen wurde, nahmen etwa 450 Menschen in der Heimat von Felix Abschied. Es war eine bewegende und von großem Medieninteresse verfolgte Trauerfeier.

Ein Meer von Blumen und Kerzen umgab den kleinen weißen Kindersarg, der vor Altar und Kruzifix stand. "Wir wollen Felix mit unseren Worten und Gebeten, mit unseren Liedern und mit unserem Schweigen noch einmal in den Arm nehmen", sagte Gemeindepastor Christian Klotzek: "Indem wir schweigen und singen, weinen und klagen, beten und von Felix sprechen, indem wir das tun, geben wir ihm seine Würde. Er war einmalig, kostbar, unverwechselbar."

Ähnlich wie bei der Beerdigung der ebenfalls von Hoffmann getöteten und etwa gleichaltrigen Levke aus Cuxhaven-Altenwalde wurde Felix in kleinen Geschichten aus seinem Leben in den Köpfen der Trauergemeinde noch einmal lebendig. In Beiträgen aus der Grundschule von Felix entstand das Bild eines aufgeweckten Jungen, der gerne lachte, auf Bäume kraxelte und über den Schulhof tobte. Im Sport habe er sich viel getraut, berichtete eine Lehrerin. "Aber ohne Festhalten", habe er immer gesagt.

"Felix ist jetzt bei Gott", tröstete Klotzek die Familie und die mit ihnen trauernden Angehörigen und Nachbarn. Seit seinem Verschwinden am 30. Oktober des vergangenen Jahres hatten die Menschen in den Dörfern der Region in vielen Andachten für ihn gebetet. "Jetzt müssen und dürfen wir ihn begraben. Er wurde gefunden, das ist gut", sagte Klotzek und entzündete eine Altarkerze in Blau, der Lieblingsfarbe von Felix.

Ein bleierner Schrecken hatte sich über die Menschen in der Region gelegt, nachdem der Täter den Jungen verschleppt hatte. Kein Kind war mehr auf der Straße zu sehen. Die Eltern konnten nur noch weinen. "Man hatte den Eindruck, dass selbst die Autos leiser fuhren", sagte Klotzek. Mit einem Gedicht versprach er: "So lange wir leben, werden wir uns an Felix erinnern."

Über den Täter verlor der Pastor nicht viele Worte. "Was ist das für ein Mensch, der so etwas entsetzliches tut?", sagte er und sprach damit die Frage aus, die wohl viele in der Kirche bewegte. Er wisse es nicht. Und er habe auch keine Antwort auf die Frage, wie Gott das habe zulassen können. Doch eines wisse er: Im Moment der Gewalt, als das Böse dem Jungen die Würde genommen habe, sei Gott bei ihm gewesen. "Er hütete seine kleine Seele."

Auch nach der Beisetzung gleich im Anschluss an den Gottesdienst auf dem Friedhof von Hipstedt ist das Gedenken an Felix sichtbar. Viele Autos fahren mit schwarzen Trauerbändern über die Straßen. Und in der Kirche soll es weiter Andachten geben. Klotzek ist überzeugt, dass die Menschen weiterhin Trost und Unterstützung suchen. (epd Niedersachsen-Bremen/b0161/14.01.05)