Nach dem Fund der Leiche von Felix ist die Hoffnung erloschen
Von Dieter Sell (epd)
Hipstedt/Kr. Rotenburg (epd). Über mehr als zwei Monate waren die Menschen rund um Hipstedt bei Bremen verunsichert. Nachdem die Leiche des kleinen Felix aus Neu Ebersdorf im Landkreis Rotenburg/Wümme am Freitag gefunden wurde, hat zumindest die quälende Ungewissheit über das Schicksal des Achtjährigen in der Heimat des Jungen ein Ende. "Wir haben bislang jeden Mittwoch und Sonnabend Andachten mit einem Fünkchen Hoffnung gehalten", sagt der Pastor der evangelischen 1.800-Seelen-Gemeinde Hipstedt, Christian Klotzek: "Nun werden wir Abschied nehmen."
Die Gemeinde wolle beten und Kerzen für Felix anzünden, kündigt Klotzek an. In den vergangenen Wochen und Monaten haben sich regelmäßig Menschen in der Hipstedter Bethlehem-Kirche getroffen, um an Felix zu denken. Der Pastor wollte ihnen auch die Möglichkeit geben, ihr Entsetzen und ihre Trauer über das Verschwinden des Jungen auszudrücken. Das soll nach wie vor geschehen: "Unsere Andachten finden weiterhin bis zum Tag der Beerdigung zweimal pro Woche statt", betont der Theologe.
In der Kirche haben die Menschen ihre Not und Klage, aber auch ihre Wut zum Ausdruck gebracht. Das Angebot hätten viele Einwohner angenommen, sagt Klotzek. "Alle sind zutiefst bedrückt. Nicht nur Eltern, jeden bewegt es ganz fürchterlich." Oft kämen die Leute aus den umliegenden Dörfern einfach, um gemeinsam zu schweigen. "Das scheint uns die passendste Weise zu sein, irgendwie mit dem Geschehen umzugehen", sagt Klotzek.
Es hat wohl kaum noch jemanden gegeben, der seit dem Verschwinden von Felix am 30. Oktober des vergangenen Jahres damit gerechnet hat, den Jungen lebend wiederzusehen. Trotzdem blieben die Andachten wichtig. Im Internet hat der evangelische Kirchenkreis Bremervörde-Zeven ein Gebetsforum für Felix eingerichtet (www.kkbz.de). "Ich bin froh, dass ich Gelegenheit habe, die Andacht in unserer Kirche zu besuchen", heißt es da.
"Wir brauchen diesen Ort, an dem wir ungestört mit Gott und auch untereinander sprechen können."
Aber auch Verzweiflung spricht aus den Beiträgen: "Ich frage mich, wenn es Gott gibt, wo war er am 30. Oktober?", steht dort. "Warum hat er ihn damals nicht vor so einem Monster beschützt?"
Der mutmaßliche Mörder von Levke aus Cuxhaven, der 31-jährige Marc Hoffmann aus Bremerhaven, hat auch den Mord an Felix gestanden. Die Leiche des Jungen war daraufhin am Freitag von Tauchern im Landkreis Cuxhaven aus der Geeste bei Schiffdorf-Bramel geborgen worden. Die Polizei hält es für möglich, dass Hoffmann weitere Verbrechen an Kindern begangen hat und bittet die Bevölkerung deshalb bundesweit um Hinweise. Sie will ein lückenloses Bewegungsprofil erarbeiten, um Hoffmann mögliche weitere Taten nachzuweisen. (epd Niedersachsen-Bremen/b0073/09.01.05)
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