Hannover (epd). Die Wohlfahrtsverbände wollen sich gegen die Kürzungen durch die niedersächsische Landesregierung wehren. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege kündigte am Donnerstag in Hannover für das nächste Jahr eine Kampagne "Niedersachsen bleib sozial" an. Hans-Jürgen Marcus vom Caritasverband als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft schloss auch ein Volksbegehren für ein soziales Niedersachsen nicht aus. Er warf der Landesregierung Wortbrüche und mangelnde Verlässlichkeit vor. Manche Zusagen hätten nur zwei Tage bis zur nächsten Kabinettsklausur gehalten.
Laut Diakoniedirektor Henning Brandes prüfen die Verbände rechtliche Schritte gegen die Kürzung von Lotteriemitteln durch das Land. Bei ihnen stünden jetzt Kürzungen von sechs Millionen Euro in zwei Jahren an. Die Lotto-Toto-Mittel seien jedoch unverzichtbar für viele kleine Initiativen und Einrichtungen. Mit ihnen gingen auch erhebliche Drittmittel verloren. Brandes warf der Regierung vor, ihren Spruch vom "sozialen Niedersachsen" nur noch als Ballast anzusehen.
Rund 100 Vertreter aus Landes- und Kreisebene hatten am Donnerstag in einem Krisengipfel zahlreiche Beispiele von gefährdeter Arbeit gesammelt. Dazu gehörten Wohneinrichtungen für Behinderte und die Qualifizierung Nichtsesshafter, Mädchenhäuser, Drogenarbeit mit Gefangenen und die Integration von Ausländern.
Die Wohlfahrtsverbände forderten die Landesregierung auf, "endlich zu der angekündigten fairen und verlässlichen Partnerschaft zu kommen".
Sie solle ein umfassendes sozialpolitisches Konzept vorlegen, damit die Bürger wüssten, was sie zu erwarten hätten. Gerade jetzt sei auch eine regelmäßige Armuts- und Reichtums-Berichterstattung nötig.
Zur Landesarbeitsgemeinschaft gehören die Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband, das Deutsche Rote Kreuz, das Diakonische Werk, die Jüdische Wohlfahrt und der Paritätische Wohlfahrtsverband. Mehr als 300.000 ehrenamtliche und 200.000 hauptamtliche Mitarbeiter in mehr als 6.000 Diensten und Einrichtungen in Niedersachsen leisteten einen erheblichen Beitrag zur Bürgergesellschaft, erklärte der Dachverband.
(epd Niedersachsen-Bremen/b3493/25.11.04)