Dörverden/Kr. Verden (epd). Mit einer friedlichen Demonstration haben am Sonntag nach Schätzungen der Polizei etwa 1.000 Menschen gegen das geplante Neonazi-Zentrum im "Heisenhof" in Dörverden südlich von Bremen demonstriert. Ein breites Bündnis mit Initiativen aus Politik, Vereinen, Verbänden und der Kirche hatte zu einem "Sonntags-Spaziergang" aufgerufen.
Ortsbürgermeister Rainer Herbst (CDU) kündigte vor dem "Heisenhof" an, die Gemeinde wolle verhindern, dass sich das Haus zu einem bundesweiten Treffpunkt der rechtsextremen Szene entwickele. Jugendliche Rechtsextreme störten seine Rede mit Trillerpfeifen.
Der Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger hatte im Frühjahr das Gelände der ehemaligen Standortverwaltung gekauft, um dort nach eigenen Angaben im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie "Fruchtbarkeitsforschung" zu betreiben. Nach Informationen aus NPD-Kreisen planen die Neonazis auf dem rund 25.000 Quadratmeter großen Anwesen ein europäisches Strategiezentrum. "Unser Ziel muss es sein, diesem Spuk mit allen rechtsstaatlichen Mitteln ein Ende zu bereiten", forderte Herbst zum friedlichen Widerstand gegen diese Pläne auf.
Das Gelände werde ständig bewacht, Möbel seien angeliefert worden und Rieger-Anhänger hätten sich auf dem "Heisenhof" angemeldet, ergänzte der Bürgermeister. Das seien Vorboten, die darauf hindeuteten, dass man sich hier einnisten wolle. "Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was man tut, sondern auch für das, was man geschehen lässt", rief Herbst zum öffentlichen Protest auf und sprach Rieger über Lautsprecher persönlich an: "Sie sind hier unerwünscht. Geben Sie den Heisenhof auf und verlassen Sie Dörverden."
Der evangelische Pastor Frank Uhlhorn (Estorf/Kr. Nienburg) rief dazu auf, dem menschenfeindlichen Hass der Neonazis Zivilcourage entgegenzusetzen. Verdens Landrat Hans-Jürgen Rieger betonte, die Bevölkerung schweige zunehmend weniger zu den Aktivitäten auf dem "Heisenhof". Ein Sprecher der Demonstrationsleitung sagte dem epd, wenn der Widerstand einen langen Atem beweise, werde Rieger keinen Spaß mehr an dem "Heisenhof" haben.
Ein starkes Polizeiaufgebot aus Braunschweig, Hannover und Lüneburg sorgte dafür, dass es zu keinen Zwischenfällen kam. Das Verhältnis zu den Organisatoren der Demonstration beschrieb ein Einsatzleiter mit den Worten: "Sie haben unsere volle Sympathie." In etwa zwei Monaten ist ein zweiter "Sonntags-Spaziergang" geplant. Bereits am 26. November ab 19 Uhr soll es einen Informationsabend im Jugendzentrum von Walsrode geben. (epd Niedersachsen-Bremen/b3332/14.11.04)
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