LWB-Ratstagung hat zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Mitgliedskirchen beigetragen

Nachricht 09. September 2004

Genf, 8. September 2004 (LWI) - Die Vertiefung der Beziehungen zwischen den Mitgliedskirchen und nicht so sehr die getroffenen Entscheidungen sei das wichtigste Ergebnis der diesjaehrigen Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB), betonte LWB-Praesident Mark S. Hanson, Leitender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), zum Abschluss der Tagung vor JournalistInnen. Der Rat tagte vom 1. bis 7. September in Chavannes-de-Bogis bei Genf.

Der von den Delegierten der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlte 49-koepfige LWB-Rat tagte in diesem Jahr erstmals in seiner Gesamtheit. Er sei vom Respekt, mit dem sich die VertreterInnen der Kirchen aus den unterschiedlichen Kontexten begegneten, sowie der Achtsamkeit, mit der die Ratsmitglieder ihrem gemeinsamen Auftrag, den LWB zu leiten, nachkaemen, sehr beeindruckt gewesen, erklaerte Hanson. Die Ratsmitglieder seien, wie vom Thema der Tagung vorgegeben, zusammengewachsen. Er sei ueberzeugt, dass die Ratsmitglieder in der Zeit zwischen den Tagungen ihre Aufgaben in ihren jeweiligen Kontexten wahrnehmen und dabei in Erinnerung behalten wuerden, was sie in der Gemeinschaft verbinde. Die Ratstagung stand unter dem Thema: "Zusammenwachsen - auseinander wachsen".

Die von den Ratsmitgliedern festgelegten Prioritaeten fuer die lutherische Gemeinschaft haetten eine grosse Aussagekraft ueber den LWB zum gegenwaertigen Zeitpunkt, so LWB-Praesident Hanson. Der Rat hat vier Prioritaeten benannt: Staerkung der Gemeinschaft lutherischer Kirchen in Mission; Vertiefung oekumenischer Verpflichtungen und Foerderung interreligioeser Beziehungen; Zeugnis von Gottes Heilung, Versoehnung und Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft sowie Verstaerkung der Kommunikation, der gegenseitigen Rechenschaftspflicht und des Miteinanderteilens.

LWB-Praesident Hanson betonte, der LWB, wie auch viele andere kirchliche Leitungsgremien und oekumenische Organisationen, stehe vor ernsten finanziellen Herausforderungen. Erst muessten jedoch die Prioritaeten in der inhaltlichen Arbeit gesetzt werden, bevor Entscheidungen im Bereich Finanzen getroffen wuerden. "Wir wollen nicht, dass die finanziellen Herausforderungen die Arbeit des LWB bestimmen", so Hanson.

LWB ist verpflichtet, Frage der Frauenordination weiter zu verfolgen

Im Blick auf die Ordination von Frauen, erklaerte LWB-Praesident Hanson, dass die lutherische Gemeinschaft dazu verpflichtet sei, die Frage der Frauenordination weiter zu verfolgen. Allerdings muesse der Dialog mit den Mitgliedskirchen, die bisher keine Frauen ordinierten, in vollem Respekt gefuehrt werden.

Die Kirchen muessten kontinuierlich aufgefordert werden, die Teilhabe von Frauen an der Leitung der Kirchen sicherzustellen und die Ordination von Frauen einzufuehren. "Wir werden zu diesem Thema nicht schweigen, aber wir muessen respektvoll mit den Unterschieden, die in unserer Gemeinschaft bestehen, umgehen", betonte Hanson.

LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko betonte, dass die Ordination von Frauen keine Voraussetzung fuer die Aufnahme einer Kirche in den LWB sei. Wenn eine Kirche in den LWB aufgenommen sei, muesse diese Kirche jedoch Verstaendnis dafuer aufbringen, dass die Diskussion ueber die Ordination von Frauen fortgesetzt werde. "Wir heissen auch die Kirchen willkommen, die bisher keine Frauen ordinieren", so Noko, "aber das Gespraech ueber dieses Thema beginnt am ersten Tag, wenn sie der Familie beitreten".

Aufnahme der Protestantischen Kirche in den Niederlanden in den LWB veraendert oekumenische Landschaft

Im Blick auf die Aufnahme der Protestantischen Kirche in den Niederlanden (PKN) in den LWB erklaerte LWB-Praesident Hanson, dies sei ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die oekumenische Landschaft veraendere. "Wir entwickeln unsere lutherische Identitaet nicht in der Isolation von anderen Kirchen, sondern in Beziehung zu ihnen", betonte Hanson. Er hoffe, dass der LWB die Gaben, die die neuen Mitglieder aus der reformierten Tradition einbraechten, willkommen heissen wuerden. Zur im Mai dieses Jahres gegruendeten PKN gehoeren ueber 2,5 Millionen reformierte ChristInnen. Die PKN ist ein Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Koenigreich der Niederlande, der Niederlaendischen Reformierten Kirche und der Reformierten Kirchen in den Niederlanden. Alle drei Kirchen haben ihre Wurzeln in der Reformation. Die Evangelisch-Lutherische Kirche im Koenigreich der Niederlande mit knapp 15.000 Mitgliedern gehoerte bereits seit 1947 zum LWB.

Die verschiedenen Kirchen traeten durch ihre Mitgliedschaft im LWB miteinander in Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, auch wenn sie bisher nicht in direkten Gespraechen gestanden haetten, erklaerte LWB-Generalsekretaer Noko. Mit der lutherischen und den reformierten Kirchen in den Niederlanden habe im Vorfeld des Zusammenschlusses ein langer Dialog auf nationaler Ebene stattgefunden. In diesem Vorgehen ist laut Noko eine Methodologie erkennbar, die fuer die Zukunft verheissungsvoll ist. Er unterstuetze diese Entwicklung ausdruecklich.

Elfte LWB-Vollversammlung findet 2010 statt

Die Mitglieder des LWB-Rates entschieden weiterhin, dass die Elfte LWB-Vollversammlung im Jahr 2010 stattfinden soll. Grundlage dieser Entscheidung bildeten die Notwendigkeit einer besseren Koordination auf oekumenischer Ebene im Blick darauf, dass LWB-Mitgliedskirchen oft auch Mitglieder anderer regionaler und weltweiter christlicher Organisationen sind sowie die Arbeitsbelastung der MitarbeiterInnen des LWB und die Reduzierung der enormen Kosten fuer mehrere parallel stattfindende Vollversammlungen.

Naechste Ratstagung findet im September 2005 in Jerusalem statt

Vom 31. August bis 7. September 2005 wird der LWB-Rat zu seiner naechsten Tagung in Jerusalem zusammenkommen. Mit dieser Entscheidung nahm der Rat die wiederholte Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ) an. Bereits in den Jahren 2001 und 2002 hatte der LWB-Rat die Entscheidung getroffen, in Jerusalem zu tagen, musste jedoch die Tagung aufgrund der Sicherheitsrisiken verlegen. Waehrend der Diskussion im Plenum erneuerte ELKJ-Bischof Munib A. Younan die Einladung seiner Kirche und versicherte, dass das israelische Innenministeriums fest zugesagt habe, alle Ratsmitglieder wuerden die notwendigen Visa erhalten. Die ELKJ hat Gemeinden in Jerusalem, Jordanien und Palaestina mit rund 3.000 Mitgliedern und gehoert seit 1974 zum LWB. (867 Woerter)

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An der LWB-Ratstagung in Chavannes-de-Bogis bei Genf nehmen rund 100 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil. Darueber hinaus sind ueber 70 weitere TeilnehmerInnen registriert, darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlt und tagt in Genf erstmals in seiner Gesamtheit. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren. Der LWB umfasst insgesamt 138 Mitgliedskirchen in 77 Laendern und vertritt rund 65 Millionen Mitglieder weltweit.

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen Mitglieder in 77 Laendern weltweit angehoeren.

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