Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat davor gewarnt, dass Millionen von Menschen durch das Herunterfahren der Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau in die Armut gedrängt werden könnten. "Das bringt das soziale Gefüge und den sozialen Frieden, der ein hohes Gut ist, ins Wanken", sagte Käßmann am Dienstag vor rund 100 Vertretern von Verbänden und Gewerkschaften sowie Nachwuchspolitikern in Hannover anlässlich der Sommerreise des niedersächsischen SPD-Fraktionsvorsitzenden Sigmar Gabriel.
Es könne dagegen durchaus sinnvoll sein, die Menschen stärker zu nötigen, Arbeit anzunehmen. Eine Erwerbstätigkeit sei besser als keine, weil so jeder zur Wertschöpfung der Gesellschaft und zur eigenen Selbsthaltung etwas beitrage. Allerdings bestehe die Gefahr, dass durch die Einkommenseinbußen für Langzeitarbeitslose mehr Menschen in dauerhafter Armut leben werden. Besonders hoch sei der Anteil von Familien mit Kindern: "Das kann sich eine Gesellschaft, die auf Zukunft setzt, nicht leisten", so Käßmann.
Vor allem alleinerziehende Frauen seien betroffen. Die zunehmende Geringschätzigkeit ihrer Arbeitskraft spiegele sich auch in den Arbeitsverhältnissen wider, die durch die Hartz-Gesetze gefördert würden. Immer mehr Jobs würden in geringfügige Beschäftigung, Leiharbeit und Ich-AGs umgewandelt. Schon jetzt hätten viele Frauen befristete Verträge.
Immer mehr Stellen von Hauswirtschafterinnen, Altenpflegerinnen, Erzieherinnen und Krankenpflegerinnen werden Käßmann zufolge als haushaltsnahe Dienstleistungen zu Minijobs: "Jobs, von denen eine Frau nicht leben kann und in denen sie auch keinen sozialen Schutz erwirbt", kritisierte die evangelische Theologin. Reform dürfe nicht bedeuten, dass die einen mehr und die anderen weniger hätten, sondern es müsse so viel sein, dass alle ein gutes Leben hätten. (epd Niedersachsen-Bremen/b2404/17.08.04)
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