Sandstedt verlegt als erstes Dorf "Stolpersteine"

Nachricht 24. Juli 2004

Sandstedt/Kr. Cuxhaven (epd). In Sandstedt bei Bremen sollen "Stolpersteine" des Kölner Bildhauers Gunter Demnig an jüdische Bürger erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Auf Anregung der evangelischen Kirchengemeinde wolle sich der Ort als erstes Dorf der Kunstaktion anschließen, sagte Mitinitiatorin Felicitas Gottschalk am Freitag dem epd. Nach ihren Informationen will der Künstler die Steine am 26. August in Sandstedt setzen.

Sandstedt folge damit Städten wie Köln, Berlin und Celle, hieß es. "Stolpersteine" sind in den Boden eingelassene Metallplatten, in die Lebensdaten von Nazi-Opfern eingraviert sind (www.stolpersteine.com). Der zwölfköpfige Frauentreff der Johannisgemeinde hat in den vergangenen zwei Jahren die Lebensgeschichte der jüdischen Mitbürger von Sandstedt erforscht.

"Wir haben Zeitzeugen im Dorf befragt und die Informationen aus diesen Interviews für eine Ausstellung zusammengeschnitten", erläuterte Felicitas Gottschalk. Auch in der Dorfchronik, in den Protokollen des Kriegervereins, in den Aufzeichnungen der Feuerwehr und des Sportvereins sowie in Kirchenbüchern sei erfolgreich Spurensuche betrieben worden.

Nun sollen mit Zustimmung der Kommune in der Osterstader Straße zwei Stolpersteine an das jüdische Ehepaar Tony und Jacob Wolff erinnern. Sie hätten in Sandstedt gewohnt und seien in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden, hieß es. Jacob Wolff sei dort gestorben, die Spur seiner Frau verliere sich im Vernichtungslager von Auschwitz. Laut Demnig wurden seit Beginn der Stolperstein-Aktion 1996 in 34 Orten 3.400 Platten gesetzt.

Das Projekt hat sich im Zusammenhang mit den vorbereitenden Arbeiten zu der Ausstellung ergeben. Die örtliche Recherche wird durch eine Wanderausstellung über das Verhältnis von Juden und Christen ergänzt. Unter dem Titel "Blickwechsel" wurde das überregionale Material vom Verein "Begegnung - Christen und Juden Niedersachsen" zusammengestellt und war bereits in 40 Orten zu sehen. In Sandstedt wird die Ausstellung am 1. August um 10 Uhr mit einem Gottesdienst eröffnet. (epd Niedersachsen-Bremen/b2217/23.07.04)

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