Göttingen (epd). Die Rituale und Praktiken der Satanisten in Deutschland werden nach Ansicht des evangelischen Sektenexperten Ingolf Christiansen (Göttingen) immer brutaler. Viele Satanisten kalkulierten inzwischen auch Ritualmorde an Menschen ein, schreibt Christiansen in einem Beitrag für das am Dienstag in Göttingen vorgestellte Buch "Brennpunkt Esoterik". Herausgeber des Bandes ist die Hamburger Innenbehörde.
Die in Dutzenden Sekten und Gruppen organisierten Satanisten beten oder rufen Christiansen zufolge mehrheitlich gar nicht den Teufel an. Im Mittelpunkt der satanistischen Gedankenwelt stehe vielmehr ein extrem überhöhtes Bild des Menschen. Diese vermeintliche Erkenntnis rechtfertige auch eine gewalttätige Ritualpraxis.
Gleichzeitig verschaffe der Satanismus nicht gefestigten Menschen die Möglichkeit, mit ihren Schwächen in einer manchmal kriminellen Art und Weise umzugehen. Das Gefühl, Macht über andere auszuüben, könne für diese Menschen ein Grund sein, sich dem Satanismus zuzuwenden.
Die Zahl der mehr oder weniger praktizierenden Satanisten in der Bundesrepublik gibt Christiansen mit 3.000 bis 7.000 an. Genaue Angaben könnten vor allem wegen der Geheimhaltungspflicht in den satanistischen Organisationen nicht gemacht werden. Die Mitglieder dürfen bei Androhung von Folter, Vergewaltigung oder sogar Mord keine Informationen nach außen tragen.
Christiansen warnt in seinem Beitrag gleichermaßen vor einer Bagatellisierung wie einer Übertreibung des Phänomens Satanismus. Die Gesellschaft sei durch satanistische Organisationen zwar nicht bedroht, Handlungsbedarf bestehe aber sehr wohl. Die wichtigsten Aufgaben seien der Schutz und therapeutische Hilfe für Aussteiger und Aufklärung für die Noch-nicht-Betroffenen.
Ingolf Christiansen ist Beauftragter für Weltanschauungsfragen im evangelischen Kirchenkreis Göttingen. Bei Strafverfahren mit okkultistischem oder satanistischem Hintergrund tritt er als Sachverständiger auf. - Ingolf Christiansen, Rainer Fromm, Hartmut
Zinser: Brennpunkt Esoterik. Das 190 Seiten umfassende Buch kann bei der Hamburger Innenbehörde kostenlos bestellt werden: Behörde für Inneres, Admiralitätsstraße 54, 20459 Hamburg. (epd
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