Frauen verurteilen Bilder von US-Soldatin als einseitig

Nachricht 14. Mai 2004

Hannover/Köln (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann und die internationale Frauenhilfsorganisation medica mondiale (Köln) haben die Darstellung der Medien von Frauen als Täterinnen im Irak-Folterskandal scharf kritisiert. "Dies ist eine billige politische Ablenkungsstrategie der US-Regierung", sagte die Gründerin der Organisation, Monika Hauser, am Donnerstag dem epd. Auch Käßmann bezeichnete das Bild der folternden Frauen als Verzerrung der Realität.

Es habe noch nie jemand ernsthaft bezweifelt, dass auch Frauen Täterinnen sein können, betonte Hauser. Es sei jedoch niederträchtig, wie eine junge US-Soldatin jetzt als Täterin in die Medien gezerrt werde. Dabei werde die Strategie der politisch Verantwortlichen allzu deutlich. Sie wollten mit der Darstellung der Soldatin als "Folter-Dämon" die Öffentlichkeit bewusst schockieren und so von ihrer Schuld ablenken: "Die Botschaft trifft auf die Urängste aller Männer, nackt und hilflos am Boden, in der Gewalt einer Frau zu sein. Dies wird noch durch die Hundeleine symbolisiert."

Alle noch folgenden Berichte und Dokumentationen über Gewalt von Soldaten an Frauen würden die Menschen kaum noch erreichen, so Hauser: "Dies ist für alle weiblichen Vergewaltigungsopfer in den Kriegen dieser Welt ein Schlag ins Gesicht."

Auch Käßmann betonte, durch diese Bilder werde von der Normalität abgelenkt, in der Frauen die Opfer von Gewalt seien. Gerade Vergewaltigungen von Frauen würden in Kriegszeiten systematisch eingesetzt, um sie zu erniedrigen und ihre Männer damit zu demütigen.
"Jede Form von Folter ist schärfstens zu verurteilen, weil die Würde des Menschen verletzt wird", betonte Käßmann. An den Bildern aus dem Irak sei besonders brutal, dass der Kopf des Opfers verdeckt und seine Scham entblößt werde.

"Jeder Krieg führt Vergewaltigung und Folter im Schlepptau", sagte die evangelische Theologin. Deshalb seien zivile Formen der Konfliktbewältigung dringend geboten. Dazu könnten die UN entscheidend beitragen. Vor allem aber müssten Menschenrechtsorganisationen Zugang zu allen Gefängnissen haben und auch darüber berichten dürfen. (epd Niedersachsen-Bremen/b1486/13.05.04)
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