Frankfurt a.M./Bremen (epd). Politiker und Mediziner haben aus Anlass der bevorstehenden "Woche für das Leben" der Kirchen zu einem Ausbau von Hospizarbeit und Schmerztherapie aufgerufen. Aktive Sterbehilfe sei strikt abzulehnen, erklärte die kirchenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Christa Nickels, am Freitag in Berlin. Die Aktionswoche steht in diesem Jahr unter dem Motto "Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens". Sie wird an diesem Sonnabend mit einem ökumenischen Gottesdienst im Aachener Karlsdom eröffnet.
Bei einem Ausbau der Schmerztherapie erübrige sich der Ruf nach aktiver Sterbehilfe, sagte der Bremer Palliativmediziner Hans-Joachim Willenbrink bei einer Diskussionsveranstaltung. Schmerztherapie und Sterbebegleitung sollten mehr Raum in der Ausbildung von Ärzten einnehmen. Dazu sei ein Umdenken in der Ärzteschaft nötig, so der Leiter der Abteilung für Schmerzdiagnostik, Schmerztherapie und Palliativmedizin am Bremer Klinikum Links der Weser. Laut Willenbrink gibt es in Deutschland derzeit knapp 100 Palliativstationen.
Alte und Kranke würden häufig nur als Belastung oder Kostenfaktor wahrgenommen, kritisierte Nickels. Dies sei ein Armutszeugnis für eine reiche Gesellschaft. Die Politikerin wandte sich strikt gegen eine Initiative im Europarat zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe.
Zugleich kritisierte sie einen Antrag des SPD-Bundestagsabgeordneten Rolf Stöckel zur Erleichterung passiver Sterbehilfe in Deutschland. Den Menschen müsse durch Sterbebegleitung die Angst vor einem unwürdigen Sterben genommen werden, sagte die Grünen-Abgeordnete.
Die Ängste der Menschen, gegen ihren Willen an Apparate angeschlossen zu werden, Schmerzen zu erleiden und einsam zu sterben, müssten ernst genommen werden, erklärte auch der Kirchen-Beauftragte der Unions-Bundestagsfraktion, Hermann Kues. Die Tabuisierung von Tod und Sterben führe zur "abstrusen Diskussion" um aktive Sterbehilfe in Deutschland. Die Kirchen leisteten mit ihrer Woche einen wichtigen Beitrag dafür, "dass Sterben wieder zu einem Teil des Lebens wird".
In einer Erklärung katholischer Theologinnen heißt es, Sterbende hätten einen Anspruch auf Beistand und Hilfe. Zugleich müsse ihr Recht auf Selbstbestimmung geachtet werden, forderten sie in Köln.
Patientenverfügungen seien ein wichtiges Ausdrucksmittel, um vorsorgend den eigenen Willen niederzulegen.
Bis zum 1. Mai soll in zahlreichen Kirchengemeinden und Einrichtungen über Tod und Sterben diskutiert werden. Die "Woche für das Leben" war erstmals 1991 von der katholischen Kirche ausgerufen worden.
Seit 1994 beteiligt sich daran auch die evangelische Kirche. Mit der Veranstaltungsreihe soll an die Verantwortung für die Schöpfung erinnert werden. - Informationen im Internet: www.ekd.de/woche und www.dbk.de (epd Niedersachsen-Bremen/b1214/23.04.04)
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