Lutheraner wollen mit EKD über bessere Kooperation verhandeln
Von Renate Kortheuer-Schüring (epd)
Hannover (epd). "Ach, Sie sind das, den wir wegrationalisieren wollen", musste sich vor einem Jahr noch der Präsident der lutherischen Generalsynode, Dirk Veldtrup, sagen lassen. Inzwischen verlaufen Gespräche zwischen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) freundlicher, was Veldtrup "sehr froh" macht. Auf einer Sondersitzung zur Strukturreform des Protestantismus in Deutschland gab die Synode der Lutheraner am Wochenende in Hannover das Startsignal für Kooperationsverhandlungen mit der EKD.
Angestrebt werden eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Gremien und Organen, Vermeidung von Doppelarbeit und letztlich auch Einsparungen. Als übergeordnetes Ziel benannte das VELKD-Kirchenparlament, die öffentliche Wahrnehmung des Protestantismus zu stärken und zugleich die lutherische Identität deutlicher einzubringen. So viele Aufgaben wie möglich sollten künftig gemeinsam erledigt werden, machte die Synode zur Vorgabe.
Bei der VELKD war der Widerstand gegen den Reformprozess zunächst groß gewesen, obgleich wichtige Anstöße dazu aus ihren Reihen kamen.
Dabei war es vor allem darum gegangen, eine Auflösung der VELKD abzuwehren. Ursprüngliche Vorschläge, die konfessionellen Bünde der Lutheraner und der Unierten mit ihrer Eingliederung in die EKD zugleich auch abzuschaffen, sind jetzt jedoch vom Tisch.
"Da an der Existenz der VELKD heute niemand mehr rüttelt, können wir mit Gelassenheit in die Verhandlungen gehen", sagt ihr Leitender Bischof, Hans Christian Knuth (Schleswig). Er sieht sogar die Chance einer stärkeren lutherischen Präsenz in der EKD. Die beiden lutherischen Landeskirchen Württemberg und Oldenburg, die nicht zu den acht VELKD-Kirchen gehören, müssten im Zuge der Reform nämlich entscheiden, ob sie sich einem künftigen lutherischen oder unierten Konvent in der EKD anschließen wollen.
Dass die VELKD als Kirche im theologischen und rechtlichen Sinne bestehen bleibt, hielt die Synode als grundsätzliche Voraussetzung einer engeren Verzahnung mit der EKD fest. Den Stellenwert des Bekenntnisses unterstrich noch einmal der Heidelberger Theologieprofessor Wilfried Härle. Er warnte zugleich vor einem "theologisch gewollten Relevanzverlust" des Bekenntnisses.
"Wir brauchen beide, die EKD und die VELKD, und wir sollten sehen, wie wir die Zusammenarbeit hinkriegen", bilanzierte der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und thüringische lutherische Landesbischof Christoph Kähler den Stand der Debatte. Wenn die VELKD auch in Zukunft in der EKD Einfluss nehmen wolle, müsse sie entsprechende "Lokalitäten" schaffen.
Nach bisherigen Plänen soll das VELKD-Kirchenamt (Hannover) als lutherische Amtsstelle in das EKD-Kirchenamt (ebenfalls Hannover) integriert werden - entsprechend die Kirchenkanzlei der Unierten. Wie dies für die VELKD im einzelnen zu realisieren ist, wird eine Verhandlungskommission prüfen, die am 26. Mai erstmals tagen wird.
Ihr gehören jeweils vier Vertreter der EKD und der VELKD an.
In der Kommission wird es um das Verschränken von Organen wie Ämter und Synoden gehen und um eine vertragliche Verteilung der Aufgaben und Kompentenzen. Dabei wird auch die Ökumene eine große Rolle spielen. Die VELKD, die nach eigenen Angaben rund 50 Prozent des Lutherischen Weltbundes finanziert, will ihre ökumenischen Beziehungen weiterhin eigenständig gestalten.
Vermutlich wird die Verhandlungskommission auch an Kosten und Einsparungen denken. Der Umfang des neuen Kirchenamtes dürfe nicht größer als das jetzige EKD-Kirchenamt sein, erklärte der bayerische Bischof Johannes Friedrich, lutherisches Mitglied der Kommission. Der Präsident der VELKD-Synode glaubt nicht an schnelle Einspareffekte.
"In nächster Zukunft wird daraus kein Honig zu saugen sein", meint
Veldtrup: "Jede Reform kostet zunächst einmal Geld." (epd
Niedersachsen-Bremen/b0990/04.04.04)
Hierzu hat epd-bild am 3. April die Fotos "VELKD 1-3" über mecom-Bildfunk (www.datenbank.mecom.de) verbreitet.
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