Verden (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat zum Kampf gegen Aids und Zwangsprostitution in Osteuropa aufgerufen. Osteuropa gehöre zu den Gebieten mit der schnellsten Ausbreitung von HIV-Infektionen, sagte Käßmann am Wochenende in Verden beim Eröffnungsgottesdienst der 11. evangelischen Hilfsaktion "Hoffnung für Osteuropa" in der hannoverschen Landeskirche. Die Zwangsprostitution habe sich neben Drogen- und Waffenhandel zur dritten großen Einnahmequelle des organisierten Verbrechens entwickelt.
(-> Predigt im Wortlaut, www.sprengel-stade.de)
In Westeuropa würden etwa 500.000 Frauen als Opfer von Menschenhandel zur Prostitution gezwungen, sagte Käßmann. Nach einem Bericht des Bundeskriminalamtes kämen inzwischen 87,3 Prozent dieser Frauen aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks und der ehemaligen Sowjetunion: "Darüber müssen wir reden, denn die Freier bei uns schaffen den Markt für Zwangsprostitution."
Ein offener Umgang sei auch mit dem Thema Aids nötig. Während in Westeuropa etwas mehr als 500.000 Menschen infiziert seien, schätzten die Vereinten Nationen die Zahl der Betroffenen allein in Russland, der Ukraine und Weißrussland auf etwa 1,2 Millionen. Die Seuche breite sich explosionsartig aus. Es gebe kaum Aufklärung und eine massive gesellschaftliche Ächtung der Infizierten. Aufgrund der schwierigen materiellen Verhältnisse erhalte nur ein Bruchteil der Aids-Patienten lebenserhaltende Medikamente.
Die Mehrzahl der Infektionen entstehe durch den Tausch unsauberer Spritzen unter Drogensüchtigen, sagte Frieder Alberth (Augsburg), Projekt-Koordinator der Anti-Aids-Initiative "Connect plus". Meistens seien Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren betroffen. "Da das die sexuell aktivste Bevölkerungsschicht ist, wird der Virus durch ungeschützten Geschlechtsverkehr auf andere Gruppen stark verbreitet."
Beim Aufbau vorbeugender Projekte komme es darauf an, verlässliche Partner zu finden, betonte Alberth. Dabei könnten die kirchlichen Verbindungen helfen. In der hannoverschen Landeskirche gibt es etwa 100 Kirchengemeinden und Initiativen, die Partnerschaften nach Osteuropa unterhalten.
Durch die evangelische Hilfsaktion "Hoffung für Osteuropa" wurden in den vergangenen zehn Jahren bundesweit knapp zwölf Millionen Euro gesammelt. Gefördert werden jährlich etwa 150 Projekte der "Hilfe zur Selbsthilfe" in Mittel-, Südost- und Osteuropa. (epd Niedersachsen-Bremen/b0597/29.02.04)
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