Hannover (epd). Der Geistliche Vizepräsident des evangelischen Landeskirchenamtes in Hannover, Martin Schindehütte, hat sich gegen Bestrebungen gewandt, die aktive Sterbehilfe zu erlauben. Statt der "Sterbepille" brauchten Menschen medizinische und soziale Hilfe, um ein würdiges und menschliches Sterben zu erfahren, schreibt er in der Herbst-Ausgabe der evangelischen Mitarbeiterzeitschrift "Dialog", die Anfang Oktober in Hannover erscheint. Sterben sei eine "Dimension des Lebens".
Deshalb sei die Hospizbewegung wichtig, die Sterbebegleitung anbiete. Die Erlaubnis zu aktiver Sterbehilfe in den Niederlanden und in Belgien lässt laut Schindehütte "Verschiebungen unserer Wertorientierung" erkennen, nach der vergehendes Leben nicht mehr in all seinen Phasen als sinnvoll und lebenswert gilt. "Niemand kann sich dann noch der Hilfe des Einzelnen und der Gesellschaft in seiner medizinischen und sozialen Hilfsbedürftigkeit sicher sein", mahnt der Vizepräsident.
In Holland gehe es längst nicht mehr um jenen Grenzfall, in dem bei großen Schmerzen oder im Koma auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet werde. Vielmehr solle die Erfahrung des Sterbens als einem Teil des Lebens vermieden werden. Aus der scheinbar freien Entscheidung könne aber durch die Erwartung der Gesellschaft ein unerträglicher Druck werden, "nicht mehr zur Last zu fallen". "Wer das Recht auf Leben nicht unbedingt gelten lässt, zerstört die Basis unseres Zusammenlebens und sich selbst", kritisiert Schindehütte. (epd Niedersachsen-Bremen/b2828/30.09.03)
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