P l a u e n (idea) - Die lutherischen Landeskirchen sollten in nicht allzu ferner Zukunft über den Fortbestand ihres Zusammenschlusses, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), entscheiden. Dafür plädiert der Vizepräses der EKD-Synode, der lutherische Superintendent Thomas Küttler (Plauen/Vogtland), in einem Gespräch mit idea. Die in der EKD diskutierten Reformpläne sehen eine Auflösung der konfessionellen Verbände bei gleichzeitiger Stärkung der EKD durch vermehrte Übertragung von theologischen und juristischen Kompetenzen vor. Zur VELKD gehören acht Landeskirchen mit 10,7 Millionen Mitgliedern. Ihre Generalsynode tagt vom 19. bis 23. Oktober in Bamberg.
Küttler zufolge ist die VELKD in letzter Zeit ihrem Anspruch immer weniger gerecht geworden, das Luthertum in Deutschland zu stärken. Beispielsweise sei der Entwurf für neue “Leitlinien kirchlichen Lebens” ohne lutherisches Profil. Ihre Aussagen über das Abendmahl seien sogar ein “theologischer Skandal”, weil sie die Überzeugung verschwiegen, daß Jesus Christus beim Austeilen von Brot und Wein wahrhaftig gegenwärtig sei. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Sachsen habe eine völlige Neuformulierung dieses Abschnitts verlangt.
Auch für die Erarbeitung des neuen Gottesdienstbuches habe man letztlich die VELKD nicht gebraucht. Die wichtigen Agenden seien in einer gemeinsamen Kommission mit der Evangelischen Kirche der Union entstanden.
Einige lutherische Landeskirchen hätten ihre Bischöfe mehrfach aus Landeskirchen mit einer anderen Bekenntnisbindung geholt. Im April gelangte Friedrich Weber aus der nicht-lutherischen Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau an die Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Die Bischöfin der mit 3,2 Millionen Mitgliedern größten lutherischen Kirche, der hannoverschen, Margot Käßmann, stammt aus der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, die ebenfalls nicht der VELKD angehört.
Positiv an der VELKD sind Küttler zufolge die vom Celler Gemeindekolleg ausgehenden Impulse für die Gemeindeentwicklung und die Erwachsenenkatechismen mit ihren Bemühungen, Glaubenswahrheiten für die heutige Zeit verständlich zu machen.
Küttlers Fazit: Wenn die VELKD ihren Auftrag ernst nähme, könnte sie weiter sinnvoll sein, “in welcher rechtlichen Gestalt auch immer”.
Copyright: Evangelische Nachrichtenagentur idea
E-Mail: idea@idea.de