Der Ölberg, von dem aus Jesus nach Jerusalem einzieht, wird noch einmal eine Rolle spielen: Dort liegt der Garten Gethsemane, wo Jesus mit Gott und seinem Schicksal ringt, wo er mit einem Kuss verraten wird. Das Volk, das jetzt "Hosianna" ruft, wird wenige Tage nach dieser Szene "Kreuzige ihn!" brüllen. Und als sein Todesurteil wird das angegeben werden, als was die Menschen ihn gerade begrüßen: König, Sohn Davids.
Hosianna, schreien die Menschen, die Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem begleiten. Hosianna dem Sohn Davids! Sie haben ja Recht, die Menschen die das schreien. Da kommt unser König! Sie haben ja Recht, wenn sie da vor den Toren Jerusalems eine Fanmeile für Jesus veranstalten. Und trotzdem haben sie wohl doch nicht alles begriffen, was da passiert, als Jesus zu ihnen kommt. Jesus reitet auf einem Lasttier. Dieser Esel trägt ein teure Last. Jesus. Jesus ist eine Last. Er ist lästig. Denen, die am längeren Hebel sitzen. Denen, die sich nicht hinterfragen lassen wollen. Denen, die um ihre Macht fürchten. Denen, die nur sich selbst im Blick haben. Denen, die keine Geduld haben, denen es nie schnell genug geht.
Dass Jesus kommt, ist nicht immer bequem und eindeutig. Nicht immer jubelnd und Party. Aber nachhaltig. Sanftmut ist schon ein bisschen Ewigkeit. Hosianna, schreien die Menschen. Jesus flüstert eher. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir. Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Versucht, meine Worte genau zu hören. Und versucht, mir zu folgen. Auch wenn alles dagegen zu sprechen scheint. Wenn alle sagen: Das ist doch verrückt – Jetzt Liebe zu leben. Jetzt barmherzig zu bleiben. Jetzt mit den Tätern zu fühlen, wenigstens ein bisschen. Es wird schon genug und schnell genug verurteilt. Da seid ihr bitte zurückhaltend. Bitte, versucht es, sagt Jesus. Ihr werdet nichts verlieren, sondern mehr Leben finden. Und mich, sagt Jesus, mich findet ihr auch.
Amen.
Pastor Jakob Kampermann