Startseite Archiv Tagesthema vom 01. Januar 2020

Wo meine Bilder hängen

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Andacht zu Neujahr

„Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube, dass im Himmel ein paar von meinen Bildern hängen.“ So soll der spanische Maler Pablo Picasso (1881-1973) einmal auf die Frage nach seinem Glauben geantwortet haben. Er glaube nicht an Gott, sagt er. Aber schon im nächsten Halbsatz glaubt er an einen Himmel, in dem seine Bilder hängen. Wie die Farben auf seiner Palette mischt Picasso in einen Satz beides, Glauben und Unglauben.

Ich finde, so darf man vom Glauben sprechen. Und vom Unglauben auch. Das mischt sich immer wieder ineinander. Skepsis und Hoffnung. Überzeugung und Zweifel. Gewissheit und Möglichkeit. Einerseits glaube ich nicht, andererseits hoffe ich aber doch. In manchen Momenten bin ich fest überzeugt von Gott, zu anderen Zeiten habe ich Fragezeichen. Mal sehe ich gar keinen Himmel, und mal glaube ich, dass da meine Bilder hängen.

Meine Erfahrung ist: Echter Unglaube ist genauso selten wie ein Glaube ohne Fragezeichen. Wir schwimmen meistens im großen grauen Meer dazwischen. Mal sind wir der einen Küste näher, mal der anderen. Wichtig ist, dass wir das Schwimmen nicht verlernen. Denn wenn wir auf der Seite des Unglaubens ankommen, dürfen wir trotzdem noch mal ins Wasser gehen. Wer will das ausschließen? Und kommen wir auf der Seite des Glaubens an, können wir trotzdem noch mal ins Meer geworfen werden. Wer will das wissen?

Was ich aber weiß, dauerndes Schwimmen macht auch müde. Und wo lege ich im Zweifel dann zuerst an? Da oder hier? Hier oder da? Für mich steht die Entscheidung fest. Ich mag keine kahlen Wände. Ich mag keine leeren Räume. Ich entscheide mich für den Glauben. Ich entscheide mich für den, bei dem im Himmel meine Bilder hängen. Auch wenn ich noch mal raus ins Meer geworfen werden sollte. Ich weiß, wo ich hin will. „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

Regionalbischof Dieter Rathing

Der Bibeltext

„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

Markus 9,24

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