Startseite Archiv Tagesthema vom 02. März 2019

Den Zauber des Sonntags bewahren

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Andacht zum Sonntag Estomihi

„Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.“ So schrieb Kaiser Konstantin im Jahr 321. Der Sonntag war nun staatlich geschützt. Der Erlass erschien an einem 3. März; darum hat man dieses Datum zum „Internationalen Tag des freien Sonntags“ erklärt.

Gelingt es uns heute, den Sonntag als Freiraum zu bewahren? Das wird nicht allein durch das neue niedersächsische Ladenschlussgesetz entschieden. Sondern es hat auch mit der gelebten Sonntagskultur zu tun. Wie sind Ihre Erinnerungen? Gab es an Sonntagen Braten, Verwandtenbesuch, Sportwettkampf und Familienradtour? Und wie halten Sie das heute?

Im 5. Buch Mose heißt das Feiertagsgebot: „Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und alle deine Tätigkeiten verrichten; aber der siebte Tag ist der Ruhetag des Herrn, deines Gottes. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, auch nicht [...] dein Sklave, dein Rind, dein Esel…“ (Kapitel 5, Vers 13-14) Das Gebot hat neben dem religiösen einen sozialen Sinn; Mensch und Tier sollen für einen Tag Freiheit erleben, und nicht „Sklaverei“ durch Arbeit und Termine.

Menschen mussten sich immer schon dazu anhalten, sich diese Atempause auch wirklich zu gönnen. Zu Zeiten meiner Großeltern in Ostpreußen gingen etliche Bauern auch sonntags aufs Feld; meine Großmutter sagte, sie selbst hätten dagegen das Motto befolgt: „Was der Sonntag erwirbt, der Montag verdirbt.“ Darin steckt die Erfahrung, dass kurzsichtige „Optimierung“ nichts bringt.

Natürlich bin ich den Menschen dankbar, die sonntags ihren Einsatz in Krankenhäusern, Restaurants und Zügen leisten. Doch zu nicht notwendiger Sonntagsarbeit sollte niemand gedrängt werden. Darum sind Kirchen und Gewerkschaften z.B. gegen weitere Ladenöffnungen an Sonntagen.

Wir können unnötige Sonntagsarbeit eindämmen. Ich nenne dafür einen Vergleich: Im Herzen von Manhatten liegt der Central Park. Vier Kilometer lang und 860 Meter breit: zum Picknicken, Baseballspielen und Joggen. Obwohl die Grundstückspreise in Manhatten zu den höchsten der Welt zählen, wird der Park nicht bebaut! Er ist ein Beispiel dafür, dass es „heilige Zonen“ gibt, inmitten von wirtschaftlichem Druck. Lassen Sie uns auch den Sonntag bewahren – als heilige Zone.

Stephan Eimterbäumer

Der Bibeltext

Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.

Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du.

5. Mose, 5, 13f.

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