Startseite Archiv Tagesthema vom 02. Februar 2019

"Die Geschichte, die uns ewig bleibt."

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Andacht zum 5. Sonntag vor der Passionszeit

„Erster Zigarettenrauch dicht gefolgt vom Whiskey-Rausch. Und die große Liebe, die man nie vergisst“ – der Sänger und Liedermacher Johannes Oerding schwelgt in Erinnerungen. Fotos seiner Jugend liegen auf dem Tisch. Urlaube am Meer, Feten und Camping mit Freunden, Höhenflüge und Luftsprünge. Bilder einer offensichtlich erfüllten Zeit.

Woran konkret sich Paulus erinnert, während er seinen ersten Brief an die Gemeinde in Korinth beginnt, vermag ich nur zu ahnen, aber die Bilder, die er wachruft, sprechen ebenso von einer erfüllten, ja: gnadenvollen Zeit: Er dankt Gott und schreibt von der Gnade Gottes, von Jesus Christus, der diese Gnade personifiziert; von Reichtum und Erkenntnis, von kraftvollen Worten, von der Treue Gottes und einer großen Gemeinschaft, alles zu finden in der Gemeinde in Korinth.

Das setzt einen guten Anfang! Obwohl Paulus gleich im Weiteren sehr wohl von etlichen Dingen zu schreiben weiß, die in Korinth nicht rund laufen. Es gibt eine Menge Streit in der Gemeinde. Paulus geht kräftig dazwischen, um die korinthischen Streithansel wieder auf einen Nenner zu bringen. Und womit fängt er an? Mit Lob und Dank. Alle Achtung! Das wirkt heute ungewöhnlich – wo alles öffentlich kommentiert und ungnädig abgeurteilt wird, ohne sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, erstmal einen „raushauen“.

Paulus ist da anders. Gut-rhetorisch, kann man sagen. Alles, um seine Adressaten milde zu stimmen. Erst „fishing“, dann „bashing“; erst belobigen, dann öffentlich beschimpfen. Aber ich glaube, er meint es ernst. Bei allem Ärger, ist er zu allererst dankbar, wie sehr sich schon der Glaube in dieser Gemeinde erkennbar macht. Und so wie Christus, obwohl menschlich-körperlich abwesend, doch in der Gemeinde voll präsent ist, so ist, auch wenn die Gemeinde dafür gerade kein gutes Bild abgibt, auch seine Gnade voll da. Gott sei Dank dafür! Das gibt Sicherheit, auch im Streit. Das wahrt die Beziehung und Gemeinschaft auch in unterschiedlichen Ansichten.

Daran muss uns eben ab und an jemand erinnern, für was wir dankbar sein können! Ohne dies macht kein Gemeindeleben Sinn. Nur mit dem Vertrauen auf Gott können wir uns als Gemeinden treu bleiben und dennoch immer wieder neue Wege suchen, den Glauben zu leben. Nur so können wir hoffnungsvoll nach vorn sehen, gerade mit den „alten Bildern“ im Kopf. Wir sind geschickt für das Reich Gottes! Ja, wir verwalten einen Mangel! Im wahrsten Sinn. Diese Welt ist nicht so, wie sie nach Gottes Verheißung sein soll. Aber wir sind reich ausgestattet und haben keinen Mangel an allen möglichen Begabungen, während wir auf Gottes neue Welt warten und daran arbeiten, dieser Verheißung näher zu kommen, bis wir endlich auch dafür ein konkretes Bild haben.

Bis dahin erinnern wir uns immer wieder an Gottes Gnade in Jesus Christus, seinen Reichtum, seine Treue. Und wie Johannes Oerding singt, verstehe ich auch Paulus, der an seine Gemeinde schreibt: „Ist es nicht das, was zählt? Ne Geschichte, die uns ewig bleibt? Ohne unser Gestern, würd ich mich heut nicht so auf morgen freuen.“ Ich danke meinem Gott – allezeit – euretwegen!

Marianne Gorka

Der Bibeltext

Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, dass ihr durch ihn in allen Stücken reich gemacht seid, in allem Wort und in aller Erkenntnis.

Denn die Predigt von Christus ist unter euch kräftig geworden, sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. Der wird euch auch fest machen bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus.

Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn

1. Korinther 1,4-9

Die Autorin