Übersetzer
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Andacht zum 6. Sonntag nach Trinitatis
Urlaubszeit -Reisezeit. Wieder unterwegs auf den Straßen, in der Luft, auf dem Wasser. In die Berge, an die See, ans Meer, Wandern, Wellness, Städtereisen… und immer im Programm: eine Kirche, eine Kapelle oder ein Kloster.
Im Ausland wie im Inland ist dies für viele Reisende eine touristische Attraktion, ein Magnet. Hilfsmittel dabei sind erlaubt: das eigene Smartphone, ein Audio-Guide, ein Kirchenführer in Form eines Flyers oder auch Menschen vor Ort, die „ihre“ Kirche offenhalten, ein wenig erzählen oder – falls gewünscht – auch selbst Führungen anbieten. (An dieser Stelle ein Dankeschön an alle, die in diesen Tätigkeiten Jahr für Jahr, jede Saison treu ihren Dienst tun.)
Ich freue mich immer, wenn ich diese „Hilfsmittel“, besonders natürlich die menschlichen, auf meinen Reisen vorfinde und nutzen kann. Sie helfen mir, einen Zugang zum jeweiligen Gebäude zu bekommen. Sie erleichtern mir das Verstehen, leiten meinen Blick, geben mir Perspektiven, die ich alleine vielleicht so nicht entdeckt hätte.
Mit einem anderen Wort: Sie sind für mich Übersetzer. Übersetzer einer Kirchen-Sprache, die für viele inzwischen eine Fremdsprache geworden ist. Wir brauchen sie mehr denn je, denn sonst geht uns Wesentliches verloren und eine Kirche bleibt nur ein Gebäude, das besichtigt wird wie ein Museum.
Die Übersetzer holen alte, wertvolle Kostbarkeiten in die Gegenwart hinein und lassen mich daran teilhaben und geben mir das Gefühl, das hier Raum und Zeit zusammenkommt. Das beeindruckt mich jedes Mal, ich werde still, finde die Ruhe, die ich solange im Alltag vermisst habe. Nicht immer, aber immer wieder, fühle ich mich Gott ganz nah…
Er, der hochrangige Finanzminister aus wärmeren Breitengraden, hatte auch schon lange dieses Bedürfnis, seine Ruhe, seinen Seelenfrieden zu finden und von Gott zu erfahren. Deshalb lässt er sich freistellen, nimmt eine längere Auszeit und verreist. Dahin, wo man ganz sicher etwas von Gott erfährt, nimmt an den einschlägigen Veranstaltungen teil, die ihn wenig begeistern. Erwirbt aber, damit nicht alles umsonst war, diverses Schriftmaterial. Er kann dann auf der Rückreise ja nochmal nachlesen… Tut dies auch, versteht aber nach wie vor nichts. Ein Übersetzer muss her…
Und der Kämmerer aus Äthiopien trifft auf dem Rückweg vom Tempel auf der Straße, die von Gaza nach Jerusalem führt, den Apostel, den Gesandten, Philippus… Phillipus wird für den Finanzminister der Übersetzer, den er brauchte.
Jetzt konnte er die Schriften verstehen, die er liest, denn: „Philippus predigte ihm das Evangelium von Jesus“. Der Kämmerer ist ergriffen, lässt sich taufen und er, als sein Übersetzer wieder verschwindet: „zog aber seine Straße fröhlich“. Tun wir es auch…
Diakon Jürgen Lojowsky, Referent für Kirche im Tourismus, Region Süd