Startseite Archiv Tagesthema vom 07. Juli 2018

Übersetzer

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Andacht zum 6. Sonntag nach Trinitatis

Urlaubszeit -Reisezeit. Wieder unterwegs auf den Straßen, in der Luft, auf dem Wasser. In die Berge, an die See, ans Meer, Wandern, Wellness, Städtereisen… und immer im Programm: eine Kirche, eine Kapelle oder ein Kloster.

Im Ausland wie im Inland ist dies für viele Reisende eine touristische Attraktion, ein Magnet. Hilfsmittel dabei sind erlaubt: das eigene Smartphone, ein Audio-Guide, ein Kirchenführer in Form eines Flyers oder auch Menschen vor Ort, die „ihre“ Kirche offenhalten, ein wenig erzählen oder – falls gewünscht – auch selbst Führungen anbieten. (An dieser Stelle ein Dankeschön an alle, die in diesen Tätigkeiten Jahr für Jahr, jede Saison treu ihren Dienst tun.)

Ich freue mich immer, wenn ich diese „Hilfsmittel“, besonders natürlich die menschlichen, auf meinen Reisen vorfinde und nutzen kann. Sie helfen mir, einen Zugang zum jeweiligen Gebäude zu bekommen. Sie erleichtern mir das Verstehen, leiten meinen Blick, geben mir Perspektiven, die ich alleine vielleicht so nicht entdeckt hätte.

Mit einem anderen Wort: Sie sind für mich Übersetzer. Übersetzer einer Kirchen-Sprache, die für viele inzwischen eine Fremdsprache geworden ist. Wir brauchen sie mehr denn je, denn sonst geht uns Wesentliches verloren und eine Kirche bleibt nur ein Gebäude, das besichtigt wird wie ein Museum.

Die Übersetzer holen alte, wertvolle Kostbarkeiten in die Gegenwart hinein und lassen mich daran teilhaben und geben mir das Gefühl, das hier Raum und Zeit zusammenkommt. Das beeindruckt mich jedes Mal, ich werde still, finde die Ruhe, die ich solange im Alltag vermisst habe. Nicht immer, aber immer wieder, fühle ich mich Gott ganz nah…

Er, der hochrangige Finanzminister aus wärmeren Breitengraden, hatte auch schon lange dieses Bedürfnis, seine Ruhe, seinen Seelenfrieden zu finden und von Gott zu erfahren. Deshalb lässt er sich freistellen, nimmt eine längere Auszeit und verreist. Dahin, wo man ganz sicher etwas von Gott erfährt, nimmt an den einschlägigen Veranstaltungen teil, die ihn wenig begeistern. Erwirbt aber, damit nicht alles umsonst war, diverses Schriftmaterial. Er kann dann auf der Rückreise ja nochmal nachlesen… Tut dies auch, versteht aber nach wie vor nichts. Ein Übersetzer muss her…

Und der Kämmerer aus Äthiopien trifft auf dem Rückweg vom Tempel auf der Straße, die von Gaza nach Jerusalem führt, den Apostel, den Gesandten, Philippus… Phillipus wird für den Finanzminister der Übersetzer, den er brauchte.

Jetzt konnte er die Schriften verstehen, die er liest, denn: „Philippus predigte ihm das Evangelium von Jesus“. Der Kämmerer ist ergriffen, lässt sich taufen und er, als sein Übersetzer wieder verschwindet: „zog aber seine Straße fröhlich“. Tun wir es auch…

Diakon Jürgen Lojowsky, Referent für Kirche im Tourismus, Region Süd

Der Bibeltext

Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, ihr Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest? Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Die Stelle aber der Schrift, die er las, war diese (Jesaja 53,7-8): »Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.« Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Schriftwort an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

Apg 8,26-39

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