Startseite Archiv Tagesthema vom 10. Oktober 2017

Trauern in der Fremde

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Interreligiöser Trauerort in Osterode geplant

Wer in der Fremde lebt, hat meist keinen Ort, um geliebte Verstorbene zu betrauern. Das gilt insbesondere für Flüchtlinge in Deutschland, aber auch für viele andere, die es in die Ferne verschlagen hat. Roswitha Ubbelohde, Pastorin im Ruhestand, weiß aber, wie wichtig ein solcher Ort sein kann. Ein Projekt in Düsseldorf brachte sie auf die Idee, auch in Osterode einen solchen Ort einzurichten.

Als Pastorin hatte sie immer wieder mit Trauernden zu tun. Inzwischen engagiert sich Roswitha Ubbelohde im Kirchenkreis Harzer Land auch für Flüchtlinge und hier insbesondere um Hilfestellungen bei Traumata. Diese Arbeit machte ihr klar, wie viele Menschen Verstorbene in der Heimat zurücklassen mussten und hier oft keinen Ort haben, an dem sie trauern können. „Trauern in der Fremde ist ein großes Thema“, stellt sie fest.

Nun gilt das aber nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für viele andere, deren Familien in weiterer Entfernung wohnen, so dass der regelmäßige Besuch am Grab nicht möglich ist. „Es fehlt dann oft ein Ort, an dem man ungestört ist“, sagt sie. In Düsseldorf wurde ein solcher Ort angelegt, mit dem Schwerpunkt für Zuwanderer und daher interreligiös.

Diesen Ansatz hält auch die Osteroder Pastorin für richtig. Gespräche mit dem Superintendenten und vor allem auch mit der Stadt Osterode bestätigten sie in ihrer Auffassung, dass sie mit ihrer Idee eine wichtige Lücke schließen könnte. Auf dem Friedhof gibt es sogar schon einen anvisierten Platz, an dem dieser Ort entstehen könnte. 

Die Feinheiten allerdings möchte Ubbelohde nicht alleine entscheiden. So traf sie sich in der vergangenen Woche mit Osman Mohamed, der vor etwa eineinhalb Jahren nach Osterode kam, mit Ihsan Kurtoğlu, der schon lange hier lebt und mit Brigitte Maniatis, einer der Koordinatoren der ehrenamtlichen Flüchtlingspaten.

Alle drei zeigten sich von der Idee sehr angetan und glauben ebenso, dass ein solches Vorhaben auf viel Zuspruch treffen kann.

Es soll ein Ort auf dem Friedhof sein, ohne eindeutige religiöse Symbole, also für jeden, der die Stille oder aber den Kontakt mit anderen Trauernden sucht. Wie genau der Trauerort gestaltet werden soll, ist noch offen und auch, ob dort Blumen oder andere Dinge abgelegt werden dürfen. Doch all das lässt sich klären.

Als nächster Schritt soll die Idee des Trauerortes erst einmal den Paten und auch den in Osterode lebenden Flüchtlingen vorgestellt werden. Der Termin hierfür ist ein Treffen am 25. Oktober um 18 Uhr im Haus der Jugend. Dabei soll es darum gehen, den Trauerort erst einmal bekannt zu machen, aber natürlich sind auch Anregungen sehr willkommen.

Vielleicht ist Trauer ein Thema, über das nicht gerne geredet wird. Doch vielen Trauernden sind Rituale nun einmal wichtig, um einen Weg zu finden, mit dem Verlust umgehen zu können. Und Rituale brauchen unter anderem einen Ort, an dem man weinen und Gefühle offen zeigen darf. 

Christian Dolle

Seebrücke der Erinnerung

Um Trauernden nach Seebestattungen einen Ort zum Gedenken zu geben, initiierte Dieter Albrecht, Senior-Chef der Seebestattungs-Reederei Albrecht, den Bau einer "Brücke der Erinnerung". "Ich konnte mir das nicht länger mit ansehen", erinnert er sich." Fast täglich hatte er beobachtet, dass Trauernde sich durch ein Wirrwarr von Wohnmobilen mit Urlaubern einen Weg an den Deich suchten, um dort ein paar Blumen abzulegen. "Da wurde mir klar, die Leute brauchen einen Ort zum Trauern. Die haben keinen Friedhof, wo sie mit ihrer Trauer hin können."
Auf elf mal acht großen Edelstahlplaketten sind Name, Geburts- und Sterbedatum und die Koordinaten der Bestattung von Verstorbenen verzeichnet.
Der Steg führt ein paar Meter weit in das Wattgebiet und mündet auf einer Plattform mit Blick auf die Inseln Wangerooge und Spiekeroog

Jörg Nielsen/ epd

Die "Trauerhaltestelle"

Wenn wir eines Verstorbenen gedenken wollen, gehen wir zum Grab, legen Blumen nieder. Aber was, wenn der Angehörige weit weg oder anonym bestattet wurde? Im Sommer 2014 startete in Bayern ein Pilotporjekt: die ökumenische Trauerhaltestelle. Ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen und innehalten kann, eine „Haltestelle“, mitten im Alltag.