Erst mal einen Kaffee. "Dann können wir reden." Reden und Zuhören - das ist das Kerngeschäft für Antje Wachtmann, der neuen Urlauberpastorin für die niedersächsische Nordseeküste zwischen Ems und Elbe. "Bloß keinen Stress", sagt die Pastorin. "Davon haben die Leute Zuhause genug. Im Urlaub sollen die Menschen Zeit haben, zum Entspannen, zum Nachdenken, zum Regenerieren. Und als Kirche wollen wir sie dabei unterstützen."
Antje Wachtmann nennt das eine "Theologie des Ausruhens". Mitte Mai wurde die 37-Jährige in Aurich offiziell mit einem Gottesdienst in ihr Amt eingeführt.
Ihr Büro in Aurich ist spartanisch eingerichtet. Die wichtigsten Arbeitsgeräte sind eine Kaffeemaschine, ein Laptop, ein Telefon und eine Landkarte, die von Borkum im Westen bis Brunsbüttel im Osten reicht. An vielen Küstenorten und auf den Inseln markieren Stecknadeln mit bunten Köpfen die Einsatzorte der "Kirche im Tourismus". An vielen ist Wachtmann schon gewesen oder hat bereits Kontakt zu den Gemeinden aufgenommen, um sie zu beraten.
Eigentlich sei jede Gemeinde in den Urlaubsregionen eine "Kirche im Tourismus" oder besser eine "Gemeinde auf Zeit", sagt Wachtmann. "Menschen, die Zuhause seit Jahren keine Kirche mehr von innen gesehen haben, streben geradezu in unsere Gotteshäuser und lassen sich auf die Atmosphäre und die Ruhe dieser Orte ein." Es gebe einen deutlichen Trend weg vom Event-Tourismus hin zum "Sinn-Tourismus".
Kehren in den Menschen erst einmal Ruhe und Entspannung ein, beginnen die Gedanken zu rotieren, weiß die Pastorin. Alles, was im Alltag verdrängt wird, weil die Menschen in der Familie oder im Beruf einfach funktionieren müssen, "ploppe" dann an die Oberfläche.
Nach Gottesdiensten oder einfach beim Klönschnack beim Kirchenzelt auf den Campingplätzen kommt es dann zu dem berühmten Satz: "Ich hab da mal 'ne Frage." Und das sei gut, sagt Wachtmann. "Wir werden als Ansprechpartner für Sorgen und Nöte erkannt und genutzt."