Jesus ist urlaubsreif. Der Freizeitausgleich für den gestressten Messias ist fällig. Gegner setzten ihm zu. Also ab ins Ausland für eine Auszeit. Kein Predigen, kein Heilen, keine Streitgespräche. Sich nicht ständig auf neue Menschen einstellen, ihre Geschichten hören, immer aufmerksam sein müssen. Distanz ist das Zauberwort. Auch die Jünger scheinen chillig drauf zu sein, zumindest so sehr im Urlaubsmodus, dass sie bei einer Störung schnell genervt sind. Im Urlaub will man seine Ruhe haben, abschalten und die übliche Rolle mal verlassen. Man ist offline: Kein Empfang – wenigstens nicht für irgendwelche Anliegen. Das ist die eine Per-spektive, die eine Seite, der eine Hauptakteur.
Die andere? Eine Frau, eine Ausländerin, in tiefer Not, in wahnsinniger Sorge um ihre schwer kranke Tochter. Kennen Sie das, vielleicht aus eigenem Erleben? Eine Mutter hat ein ernstlich - vielleicht lebensgefährlich - erkranktes Kind. Ich kenne solche Mütter: die marschieren durch zum Chefarzt, die verlassen ein Büro auf dem Amt solange nicht, bis sie ihr Recht und ihr Geld haben, die knien sich rein, lesen schwer verständliche medizinische Bücher und recherchieren im Internet für die allerletzte Chance zur Rettung ihres Kindes.
Auch die Frau in der Geschichte ist ihrerseits geradezu besessen von der Chance, die sich ihr mit Jesu Aufenthalt bietet. Sie will Heilung, sie will unbeirrbar Jesu Nähe und Zuwendung, hier und jetzt. Drei- bis viermal wird sie zum Teil schroff abgewiesen. Aber Mütter im Rettungsrausch kennen keine Höflichkeit, keinen falschen Respekt, keinen Stolz. Sie lassen sich nicht mit noch so harten Worten abschrecken.