Startseite Archiv Tagesthema vom 17. September 2015

„Wir fordern legale Wege“

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„Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!“ (Psalm 36,8)

1. Gott liebt alle seine Geschöpfe und will ihnen Nahrung, Auskommen und Wohnung auf dieser Erde geben. Wir sehen mit Sorge, dass diese guten Gaben Gottes Millionen von Menschen verwehrt sind. Hunger, Verfolgung und Gewalt bedrücken sie. Viele von ihnen befinden sich auf der Flucht. So stehen sie auch vor den Toren Europas und Deutschlands. Sie willkommen zu heißen, aufzunehmen und ihnen das zukommen zu lassen, was Gott allen Menschen zugedacht hat, ist ein Gebot der Humanität und für uns ein Gebot christlicher Verantwortung.

2. Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Bemühungen. Viele Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die große Herausforderung besteht darin, jedem Einzelnen gerecht zu werden.

In ihrer Not begeben sich Menschen auf der Flucht in Lebensgefahr. Es ist humanitäre Pflicht, alles zu tun, um Menschen aus Seenot und vor anderen Gefahren zu retten. Gegen menschenverachtende Schlepperbanden und mafiöse Strukturen innerhalb und außerhalb Europas muss mit polizeilichen Mitteln vorgegangen werden.

Die wirksamsten Maßnahmen gegen die Gefahren auf der Flucht bestehen in legalen Zugangswegen nach Europa. Wir fordern deshalb legale Wege für Schutzsuchende und begrüßen Diskussionen über ein Einwanderungsgesetz, das neue Zuwanderungsmöglichkeiten für Menschen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben eröffnet.

3. Unsere Gesellschaft steht vor einer großen Herausforderung, aber auch unsere Kräfte sind groß. Wir sind dankbar für die vielfältige Hilfsbereitschaft! Allen, die ehrenamtlich oder beruflich, aus Kirche, Zivilgesellschaft, Staat und Politik helfen, eine Willkommenskultur zu leben und mit einem beispiellosen Einsatz für die schnelle und menschenwürdige Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen zu sorgen, danken wir von ganzem Herzen!

Mit Entschiedenheit wenden wir uns gegen alle Formen von Fremdenfeindlichkeit, Hass oder Rassismus und gegen alles, was eine menschenfeindliche Haltung unterstützt oder salonfähig macht. Sorgen und Angst vor Überforderung müssen ernst genommen werden, dürfen aber nicht für menschenfeindliche Stimmungen missbraucht werden.

4. Als Kirche prägen wir das Zusammenleben in dieser Gesellschaft mit. Daher treten wir dafür ein, gelebte Willkommenskultur und die damit verbundene Integration zu einer zentralen Aufgabe unserer Gemeinden und Einrichtungen zu machen.

5. Mit Sorge sehen wir die Hintergründe und Ursachen der Flüchtlingsbewegungen: Klimaveränderungen, Kriege, Verfolgung, Zusammenbruch staatlicher Gewalt, extreme Armut. In diese Fluchtursachen ist auch unsere Gesellschaft vielfältig durch globale Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und nicht zuletzt durch einen Lebensstil, der die Ressourcen der Erde verbraucht, zutiefst verwickelt. Eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen ist an der Zeit.

6. Uns in Deutschland ist aufgrund unserer Geschichte in besonderer Weise bewusst, welches Geschenk es ist, Hilfe in der Not und offene Türen zu finden. Ohne die Hilfe, die uns selber zu Teil geworden ist, wären wir heute nicht in der Lage, mit unseren Kräften anderen zu helfen.

Wir als Leitende Geistliche wollen uns dafür einsetzen, dass Europa jetzt gemeinsam handelt und seinen humanitären Verpflichtungen gemeinschaftlich nachkommt.

In der Gewissheit, dass Menschen unter Gottes Flügeln Zuflucht haben, bringen wir die Not aller Menschen in unseren Gebeten vor Gott und bitten ihn um Kraft für die vor uns liegenden Aufgaben.

Landessuperintendent Dietmar Arends, Lippische Landeskirche

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Ev.-luth. Kirche in Bayern, Ratsvorsitzender der EKD

Pastor Renke Brahms, Bremische Evangelische Kirche

Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Evangelische Landeskirche in Baden

Bischof Dr. Markus Dröge, Evang. Kirche Berlin-Brandenburg Schlesische Oberlausitz (EKBO)

Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher, Evangelisch-reformierte Kirche

Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Evang. Kirche von Kurhessen-Waldeck

Bischof Jan Janssen, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July, Evangelische Landeskirche in Württemberg

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Landesbischöfin Ilse Junkermann, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland

Präses Annette Kurschus, Ev. Kirche von Westfalen

Kirchenpräsident Joachim Liebig, Evangelische Landeskirche Anhalts

Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe

Landesbischof Ralf Meister, Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers

Landesbischof Dr. Christoph Meyns, Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig

Präses Manfred Rekowski, Evangelische Kirche im Rheinland

Landesbischof Carsten Rentzing, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens

Kirchenpräsident Christian Schad, Evangelische Kirche der Pfalz

Landesbischof Gerhard Ulrich, Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland

Weil es nicht aufhört...

...weiter helfen, weiter mitdenken, weiter mitfühlen.

Die Tage werden kürzer, die Nächte werden kälter und nach wie vor sind unzählige Menschen auf der Flucht in Länder, in denen sie aufatmen können. In Länder, in denen sie keine Furcht haben müssen, erschossen zu werden, in denen sie nicht mit Füßen getreten werden, in denen sie keinem Glaubenszwang erleben...

An alle, die helfen oder helfen wollen: Lassen Sie sich nicht ermüden und es gibt viele Wege.

Redaktion EMSZ

Themenreihe Flüchtlingshilfe

Da der Umgang mit Flüchtlingen derzeit eines der wichtigsten Themen in Kirche und Gesellschaft ist, hat die Redaktion der Tagesthemen eine Schwerpunktwoche gestaltet: Erstversorgung und Aufnahme, Integration auf dem Arbeitsmarkt, Sprache und Schulbildung, Verantwortung der Kirchen.

Wort an die Gemeinden

In einem per Mail verschickten Brief an die knapp 1.300 Gemeinden der hannoverschen Landeskirche hat Landesbischof Ralf Meister dazu aufgerufen, sich für Flüchtlinge einzusetzen. Jeder könne auch mit bescheidenen Mitteln dazu beitragen, dass die Stimmung im Land gegenüber Flüchtlingen offen und willkommen bleibe, schreibt der evangelische Theologe in seinem „Wort an die Gemeinden“.