Startseite Archiv Tagesthema vom 06. Juli 2015

Alles, was groovt

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Das Idee zum Netzwerk Popularmusik (net.p) ist auf Initiative der Landessynode auf ihrer Frühjahrstagung 2014 entstanden.

Hier wurde beschlossen, die Popularmusik in der Landeskirche zugunsten verbesserter Rahmenbedingungen konkret zu fördern. Andreas Hülsemann ist Leiter des groß angelegten Projektes.

Redaktion: „Wer wirkt mit und an wen richtet sich das Angebot?“

Andreas Hülsemann: Im Netzwerk von net.p können, ja sollen sich möglichst viele Akteure, Profis, Laien, Musiker, Berufene, Beauftragte und Verantwortliche zusammenfinden, deren Herz für kirchliche Popularmusik schlägt. net.p – ist eine aktuell noch kleine Arbeitsstelle unter dem “Dach” des Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik im Michaeliskloster Hildesheim. Seit Anfang diesen Jahres arbeite ich als Leiter und Kerstin Blank (Projektassistenz) in Teilzeit daran, Arbeitsstrukturen zu schaffen, um möglichst breit und intensiv in die gewünschten “Kontakte” zu kommen.

„Das Motto lautet „vernetzen, vermitteln, verstärken …wir sind dran“ Für was stehen diese Begriffe?“ Diese drei Begriffe spiegeln etwas von den drei Wesentlichen Zielen, die von der net.p – Steuerungsgruppe entwickelt wurden:

vernetzen: net.p will sich zunächst ein Bild von der popularmusikalischen “Landkarte” der hannoverschen Landeskirche machen. Wer macht aktuell was, wie, wie? net.p möchte darüberhinaus die Akteure nicht nur kennenlernen sondern nach Möglichkeit miteinander ins Gespräch bringen.
vermitteln: Gemeint ist eine Art Schaltfunktion, um den Transfer von Know How, Informationen zu Referenten und interessanten, wichtigen Angeboten wie z.B. Workshops, regionalen oder überregionalen Fortbildungen zu verbessern. Ziel ist, dass Popularmusik besser ausgestattet und qualifizierter praktiziert wird.
verstärken: net.p will erreichen, dass Popularmusik in der Kirche mehr Gehör bekommt als bisher. Dazu sollen alle Beteiligten in allen Ebenen informiert werden, zum Austausch, Dialog und zur Diskussion eingeladen und aufgesucht werden. Eine spürbare und regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit ist dabei ein wichtiges Instrument, um Aufmerksamkeit, Offenheit und Akzeptanz zu steigern.

Redaktion: „Wo sehen Sie die Defizite in der derzeitigen Kirchenmusik?“

Hülsemann: Zunächst ist klar festzuhalten, dass es ein reiche, vielfältige, begeisternde und lebendige Kirchenmusikpraxis gibt, die viele Menschen aller Generationen unabhängig von den praktizierten Stilen und Formaten erreicht und positiv bindet. Ein Defizit besteht für die Sparte “Popularmusik in der Kirche” in sofern, als dass von der kirchenmusikalischen Ausbildung Haupt- und Ehrenamtlicher bis zur alltäglichen “Musik vor Ort” noch viel Nachholbedarf besteht. Popularmusik als ein eigenes, seriöses und handwerklich zu erarbeitendes Betätigungsfeld für Profis und Laien ist in vielen Orten der Landeskirche und Ebenen weiterhin intensiv zu kommunizieren. 

Redaktion: „Welche Musik hören Menschen in Kirche und Gottesdienst gerne? Welche Formen der musikalischen Darbietung haben Zukunft?“

Hülsemann: Die Menschen in der Kirche hören, und das ist gut so, alle Arten von Musik. Die Frage, die in diesem Zusammenhang zu stellen ist, lautet eher: Von welcher Musik werden kirchliche Besucher aufgrund ihrer eigenen musikalischen Biografie bewegt? Mittlerweile sind selbst die älteren Generationen ganz natürlich und oft auch innig mit Pop, Rock und Jazz usw. aufgewachsen. Zeitgemäße Kirchenmusik im Sinne von menschennahen Angeboten in Gottesdienst und Gemeinde – gemeint sind alle Mitglieder unserer Kirche – sollte musikalische Lieder, Klänge und Formate anbieten, die berühren und bewegen; und dies in jeder Hinsicht.

Redaktion: „Was erhoffen Sie sich von der Kick-Off Veranstaltung und welche Angebote folgen?“

Hülsemann: Das Kick-Off am 7. Juli ist der öffentliche Start von net.p – netzwerk popularmusik in der Landeskirche. Im besten Falle findet dieser Startschuss ein breites öffentliches und innerkirchliches Echo, auf das die Folgeaktionen von net.p positiv anschließen können.

Aktuell sind wir dabei, erste Module für Kirchenkreise zu entwickeln, einen “Impulstag Popularmusik” z.B., der zu den drei Ziebegriffen vernetzen, vermitteln, verstärken konkretes Programm bietet. Außerdem soll es einen “runden Tisch” geben mit regionalen Ansprechpartnern, der zum Austausch, als Ideenbörse und gewissermaßen als “Sprachrohr” dienen könnte. Auf der Webseite, die jetzt startet, haben wir begonnen, relevante Termine & Angebote zu sammeln und zu veröffentlichen.

Andererseits ist es unsere Hoffnung, dass durch die Impulse von net.p sich vor Ort nach und nach selbstständige Vernetzung von Menschen, Themen und Angeboten entwickelt. Die Landeskirche mit den begrenzten personellen und finanziellen net.p – Mitteln zentral von Hildesheim flächendeckend zu versorgen, ist aktuell nicht denkbar und auch gar nicht wünschenswert. „Wie wollen Sie Popularmusik-Praxis in Gottesdienst und Gemeinde stärken und fördern?“ Ganz konkret geht das im Wesentlichen und ganz einfach: durch möglichst viel gemeinsame Praxis von interessierten Musikerinnen und Musikern. Spürbar und hörbare Qualität ist einerseits mit Inspiration und Begeisterung verbunden, andererseits aber eben genauso mit persönlichem Aufwand, Ausprobieren, Üben, Lernen und mit der Herausbildung je eigener Fähigkeiten. Das gilt für das einzelne Instrument und ebenso für die Gruppe, in der etwas Gutes entstehen soll und im Übrigen für alle Musikrichtungen. net.p ist hier allerding kein Anbieter von Fortbildungen, sondern lediglich vermittelnd aktiv. Insgesamt brauchen wir also den berühmten “langen Atem”, um in der Breite besser zu werden. Dazu benötigen wir dringend u.a. gut ausgebildete, engagierte Kirchenmusiker mit Schwerpunkt Popularmusik, die in den Regionen für Bewegung sorgen.

Interview: Redaktion EMSZ

Musiksprache der Gegenwart

Vor drei Jahren haben uns die Kirchenkreise bei ihren Planungen für 2013-2016 gesagt: ‚Wir wünschen uns eine größere musikalische Vielfalt in unseren Kirchenkreisen und Gemeinden.’ Nicht, weil die traditionelle „alte“ Musik nicht mehr gefällt – im Gegenteil: sie genießt hohe Wertschätzung! Aber vor allem jüngere Leute und viele neue Gottesdienstformate verlangen nach populärer Musik. Und man muss sich klar machen: Wer heute in Rente geht, ist mit den Beatles und den Stones groß geworden – mit Paul McCartney und weniger mit Paul Gerhardt.

Wenn wir uns das klar machen, erkennen wir: bei uns muss es mehr Pop - in seinen vielen Spielarten - geben. Zwar gibt nicht wenige Musiker/-innen und Bands oder Ensembles – aber es dürften mehr sein. Die Gute Nachricht will in der Sprache der Gegenwart gesagt werden – auch in der Musiksprache der Gegenwart.

Das neue Netzwerk Popularmusik fördert auf vielfältige Weise den Pop in der Kirche. Es gibt den kirchlichen Popmusikern/-innen eine Plattform. Es macht sie miteinander bekannt, so dass sie sich austauschen und gegenseitig beraten und stärken können; es eröffnet Möglichkeiten des Einsatzes neuer Musik; es informiert über neue Trends, aber auch Finanzquellen. Es kommt in Gemeinden und Kirchenkreise und schaut mit allen Beteiligten, was machbar und sinnvoll ist.

Ich bin sicher, dass das Gesicht des Netzwerks – Pastor und Musiker Andreas Hülsemann, unterstützt von Kerstin Blank im Büro – das kann.

OLKR Dr. Klaus Grünwaldt