Eine Zeit bricht in dieser Nacht an, die einen neuen Charakter in sich trägt, geprägt von unverbrüchlicher Liebe des Gottessohnes zu seinen Freunden. „Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ (Joh. 13, 1). Trotz Judas. Trotz Petrus. Trotz allem und erst recht. Wegen Judas. Und wegen Petrus.
Eine Zeit bricht in dieser Nacht an, die einen neuen Charakter in sich trägt, geprägt vom Vorbild Jesu, der auf die Knie ging und Füße wusch. Sklaven wuschen in orientalischen Häusern den Gästen die Füße. Doch seit Gründonnerstag gilt die Umkehrung der Verhältnisse. Alle werden voreinander gleich. Jeder bekommt, was er verdient – anders, als wir Menschen es rechnen würden. Jesus hat es demonstriert. Mit einer Geste, die in eine neue Perspektive führt und die noch heute vorbildlich ist, nicht nur für Päpste.
Eine Zeit bricht in dieser Nacht an, die einen neuen Charakter in sich trägt. Sie beginnt ganz unten. Im Staub. Auf dem Boden. Ja, an den Füßen. Auf Reinigung gründet sich die neue Zeit. Auf die Geste, mit der im Alten und im Neuen Testament nicht nur die Füße, sondern der ganze Mensch mit Körper, Geist und Seele gemeint war. Wir sind Gewaschene, Getaufte. Berufen, gesegnet und gesendet, um in dieses Leben zu gehen. Mit Verstand und festem Willen. Auf Füßen, die die Geste des Friedens erfahren haben. Des Friedens, der davon ausgeht, dass die Welt sich ändern wird und Gut über Böse siegt. Des Friedens, der von Ostern in unser Leben strahlt.
Pastorin Silvia Mustert, geschrieben für das Kalenderblatt auf landeskirche-hannovers.de