Vom Leben todkranker Jugendlicher und ihrer Geschwister
André Szpadzinski lässt seine Finger durch den edlen, weich fallenden Seidenstoff gleiten. Das lachsfarbene Kleid mit den Klettverschlüssen auf der Rückseite gehört seiner Schwester. „Natürlich wird Yvonne nie heiraten“, sagt der 24-Jährige. „Trotzdem haben wir dieses wunderschöne Hochzeitskleid für sie nähen lassen.“ An ihrem 20. Geburtstag, vor zwei Jahren, hat Yvonne es bekommen. André lächelt versonnen. Wann sie es das nächste Mal tragen wird, weiß er noch nicht. „Das mit den Klettverschlüssen ist praktisch. So können wir es ihr leichter anziehen.“ André liebt seine schwer kranke Schwester: „Wenn ich daran denke, dass sie bald stirbt, könnte ich heulen.“
Yvonne liegt reglos in ihrem Bett. Ihr Zimmer zu Hause bei den Eltern in Borgloh bei Osnabrück ähnelt einer Intensivstation. Rund um die Uhr ist eine Pflegekraft bei ihr. So wie die 22-Jährige leben in Deutschland nach Angaben des Deutschen Kinderhospizvereins etwa 22.500 Kinder und junge Erwachsene mit einer fortschreitenden, lebensbegrenzenden Erkrankung. Sie fordern die ganze Aufmerksamkeit von Eltern, Ärzten und Pflegern.