Jahresabschluss 2019

2019: Landeskirche sorgt mit positivem Jahresergebnis für schwierige Zeiten vor

Dr. Krämer
Dr. Rolf Krämer, zuständig für die Finanzwirtschaft in der Landeskirche

Im Haushaltsjahr 2019 schloss das Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit einem Überschuss in Höhe von 7,1 Millionen € ab. In den letzten Jahren hatte die Landeskirche hingegen Verluste hinzunehmen (2018: 23,1 Millionen €, 2017: 85,2 Millionen €, 2016: 35,2 Millionen €, 2015: 95,4 Millionen €, 2014: 0,9 Millionen €). Der Grund dafür lag in den hohen Vorsorge-Aufwendungen, die die Landeskirche sukzessiv nach versicherungsmathematischen Berechnungen in die doppischen Jahresabschlüsse aufzunehmen hatte.

Jahresbericht Haushaltsentwicklung -2019

Die Finanzlage zum 31.12.2019 wäre allerdings wesentlich dramatischer, wenn die Landeskirche nicht in den vergangenen Jahren eine konsequente Haushaltskonsolidierung betrieben hätte, die durch die Aktenstück-Reihe Nr. 98ff. der 23. Landessynode vorgegeben war. Von 2004 bis 2015 wurden dadurch jedes Jahr im Durchschnitt gut 10 Millionen € real eingespart. Damit konnte der Haushalt in 11 Jahren real um rd. 120 Millionen € entlastet werden. Dieser Weg war notwendig, weil die Defizite von 2003 bis 2010 in der Gesamtsumme über 300 Millionen € betrugen und eine nachhaltige Sanierung des landeskirchlichen Haushalts erforderlich machte.

Für das Jahr 2020 erwartet die Landeskirche aufgrund der Corona-Pandemie einen drastischen Ertragsrückgang. Die Kirchensteuer, die sich nach der zu zahlenden Einkommenssteuer berechnet, wird um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geringer ausfallen. Kirchenmitglieder, die durch die Corona-Pandemie bedingt Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld beziehen, zahlen keine Kirchensteuer. Zudem wird die Landeskirche zusätzliche Ausgaben zu schultern haben, um die finanziellen Corona-Folgen in verschiedenen Bereichen (z. B. Tagungshäuser, Kindertagesstätten) abzufedern.

In der mittelfristigen Finanzplanung wird die Landeskirche mit abnehmenden Kirchensteuererträgen rechnen müssen. Zwar werden die nominellen Kirchensteuererträge in den nächsten Jahren auf dem gegenwärtigen Niveau verharren. Die reale Finanzkraft der Landeskirche wird aber abnehmen, da die Landeskirche die jährlichen linearen Preis- und Personalkostensteigerungen nicht aus zusätzlichen Kirchensteuererträgen finanzieren kann.

Deshalb wird die Landeskirche in den 20-iger Jahren entscheiden müssen, welche neuen Strukturveränderungen notwendig sind. Diese Frage wird die Kirchengemeinden, die Kirchenkreise und die Landeskirche aber schon in den nächsten Jahren beschäftigen, da die Strukturkonzepte nur langfristig geplant werden können und mit den verantwortlichen Gremien auf allen Ebenen gut abgestimmt werden müssen.

Darüber hinaus bleiben zusätzliche Risiken bestehen! Die Kirchensteuer kann etwa durch Veränderungen des staatlichen Einkommensteuerrechts noch stärker einbrechen. Die Preis- und Personalkostensteigerungen können noch höher ausfallen als angenommen. Zudem steigen auch die konjunkturellen Risiken, die über sinkende Einkommensteuer auch Auswirkungen auf die Kirchensteuer der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers haben können.

Aufwendungen je 100 €

Gesamtergebnisrechnung 2019

2019 Ergebnis Erträge

Die Gesamtergebnisrechnung 2019 weist im ordentlichen Jahresergebnis Erträge in Höhe von 669,8 Millionen € aus. Die Aufwendungen betragen 662,7 Millionen € und kommen mit rd. 480 Millionen € oder 73 % direkt den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden zugute. Daraus ergibt sich im Haushaltsjahr 2019 als Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit ein Überschuss von 7,1 Millionen €.

Die Erträge aus Kirchensteuer betrugen 611,8 Millionen €. Im Vorjahr waren es 594,9 Millionen € Das ist eine Steigerung von 16,9 Millionen € oder knapp 3 %, die vor allem auf die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in Niedersachsen im Jahr 2019 zurückgeht.

Obwohl sich die Kirchensteuererträge in den letzten Jahren positiv entwickelt haben, kann diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirchensteuerentwicklung der letzten 25 Jahre deutlich hinter der Inflationsentwicklung zurückbleibt. So beträgt der Realverlust in den Jahren 1992 bis 2016 rd. 20 Prozent, was in diesem Zeitraum zu Haushaltsdefiziten von über 300 Mio. € führte.

 

2019 Ergebnis Aufwendungen

Die gesamten Personalaufwendungen im landeskirchlichen Haushalt betragen 267,4 Millionen € und liegen mit ca. 45 Millionen € oder 15 % unter dem Vorjahreswert. Der Grund sind zusätzliche Beihilfe-Rückstellungen im Jahr 2018, die nach dem versicherungsmathematischen Gutachten zu bilden waren.

Die Zuweisungen in Höhe von 282,8 Millionen € fließen in die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, damit diese ihre kirchlichen Aufgaben erfüllen können. In diesem Betrag sind zusätzlich 2 Millionen € für die Flüchtlingsarbeit der Kirchenkreise und Kirchengemeinden enthalten, mit denen z. B. Kurse für Deutschunterricht, Fortbildung von Ehrenamtlichen oder die Begleitung von Flüchtlingsfamilien unterstützt werden.

Die Abschreibungen betragen 2,3 Millionen € und sind damit 0,2 Millionen € höher als im Vorjahr.

Die sonstigen ordentlichen Aufwendungen betragen 32,5 Millionen €. In diesem Betrag sind rund 24 Mio. € Verwaltungskosten enthalten, die das Land Niedersachsen für die Kirchensteuerverwaltung erhält. Nach Art. 13 Abs. 1 Loccumer Vertrag erhält das Land Niedersachsen 4 % der Kirchensteuereinnahmen als Entschädigung für die Verwaltungshilfe.

Bilanz zum 31.12.2019

2019 Bilanz Aktiva

Die Bilanz der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers umfasst zum 31.12.2019 ein Volumen von 1.512,96 Mio. €.

Die Aktiva oder Aktivseite der Bilanz zählt die einzelnen Vermögensgegenstände der Landeskirche auf. Im Anlagevermögen sind Güter ausgewiesen, die der Landeskirche dauerhaft dienen. Hierzu zählen die Grundstücke und Gebäude (Sachanlagen) mit 84,3 Millionen € sowie die Unternehmensbeteiligungen etwa an der Comramo IT Holding AG oder der Evangelischen Bank eG mit 1,2 Millionen €. Insgesamt beträgt das Anlagevermögen 86,1 Millionen € und macht knapp 6  Prozent der Bilanzsumme aus.

Das Umlaufvermögen macht knapp 94 Prozent der Bilanzsumme aus und besteht im Wesentlichen aus Forderungen an den Rücklagenfonds, der die auf der Passivseite ausgewiesenen Rücklagen und Rückstellungen decken muss. Damit wird dem Grundsatz der Finanzdeckung der Rücklagen und Rückstellungen nach § 75 Abs. 9 und § 77 Abs. 2 der kirchlichen Haushaltsordnung Rechnung getragen.

2019 Bilanz Passiva

Die Passiva oder Passivseite der Bilanz enthält das Reinvermögen der Landeskirche, das 609,9 Millionen € beträgt und gut 40 Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Es ist unterteilt, in den Vermögensgrundstock (80,6 Millionen €), die Pflichtrücklagen (228,5 Millionen €) und zweckgebundene Rücklagen (267,4 Millionen €). Die gesamten Rücklagen der Landeskirche betragen 555,9 Millionen € oder 36,7 Prozent der Bilanzsumme. In diesem Betrag ist auch die Risikorücklage von 130 Millionen € enthalten, die die Landeskirche für die Jahre bis 2022 aufbaut, um gegenüber den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen die zugesagten Planungsvorgaben aufrechterhalten zu können.

Die Rückstellungen betragen insgesamt 881,4 Millionen € oder knapp 60 Prozent der Bilanzsumme. Hierin sind Versorgungsrückstellungen in Höhe von 819 Millionen € enthalten. Diese decken die auf die Landeskirche entfallende Deckungslücke bei der Norddeutschen Kirchlichen Versorgungkasse (NKVK) ab. Durch ein versicherungsmathematisches Gutachten wird dieser Wert in jedem Haushaltsjahr neu bewertet. Weitere 304,4 Millionen € betragen die Beihilferückstellungen für die pensionierten öffentlich-rechtlich Bediensteten in der Landeskirche, die in der Bilanz des Berichtsjahres in voller Höhe nachgewiesen werden.

Die Norddeutsche Kirchliche Versorgungskasse (NKVK)  stellt die Versorgungsansprüche der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig, der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, der Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe und der Vereinigten Ev.-luth. Kirche Deutschlands (VELKD) sicher. Zum Bilanzstichtag sind bei der NKVK 2.650 aktive Personen und 2.698 Versorgungsempfänger angemeldet.

Die Landeskirche Hannovers betreibt für 62.733 privatrechtlich angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 25.998 Rentnerinnen und Rentner aus Kirche und Diakonie eine eigene Zusatzversorgungskasse (ZVK) als unselbständige Einrichtung. Zum 31.12.2019 beträgt die Deckungsrückstellungslücke der Kasse 106,3  Millionen €, die sich durch ein vom Dienstgeber zu zahlendes jährliches Sanierungsgeld verringert.