Jahresabschluss 2018

2018: Steigende Erträge sichern die Versorgung

Im Haushaltsjahr 2018 schloss das Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit einem Verlust von 23,1 Millionen Euro ab. Einen Verlust hatte die Landeskirche schon in den letzten vier Vorjahren hinzunehmen (2017: 85,2 Millionen Euro, 2016: 35,2 Millionen Euro, 2015: 95,4 Millionen Euro, 2014: 0,9 Millionen Euro). Der Grund dafür lag in den hohen Vorsorgeaufwendungen, die die Landeskirche sukzessiv nach versicherungsmathematischen Berechnungen in die doppischen Jahresabschlüsse aufzunehmen hatte.  


Überschüsse verzeichnete der landeskirchliche Haushalt bis 2013. Hieraus erhielten die Kirchenkreise und die Kirchengemeinden zusätzlich rd. 48 Millionen Euro. 

Haushaltsentwicklung bis 2018

Die gegenwärtige Finanzlage wäre allerdings wesentlich dramatischer, wenn die Landeskirche nicht in den vergangenen Jahren eine konsequente Haushaltskonsolidierung betrieben hätte, die durch die Aktenstück-Reihe Nr. 98 ff. der 23. Landessynode vorgegeben war. Von 2004 bis 2015 wurden dadurch jedes Jahr im Durchschnitt gut 10 Millionen Euro real eingespart. Damit konnte der Haushalt in 11 Jahren real um rd. 120 Millionen Euro entlastet werden. Dieser Weg war notwendig, weil die Defizite von 2003 bis 2010 in der Gesamtsumme über 300 Millionen Euro betrugen und eine nachhaltige Sanierung des landeskirchlichen Haushalts erforderlich machte.

In der mittelfristigen Finanzplanung wird die Landeskirche mit abnehmenden Kirchensteuererträgen rechnen müssen. Zwar werden die nominellen Kirchensteuererträge in den nächsten Jahren auf dem gegenwärtigen Niveau verharren. Die reale Finanzkraft der Landeskirche wird aber abnehmen, da die Landeskirche die jährlichen linearen Preis- und Personalkostensteigerungen nicht aus zusätzlichen Kirchensteuererträgen finanzieren kann. 

Deshalb wird die Landeskirche in der nächsten Dekade entscheiden müssen, welche neuen Strukturveränderungen notwendig sind. Diese Frage wird die Kirchengemeinden, die Kirchenkreise und die Landeskirche aber schon in den nächsten Jahren beschäftigen, da die Strukturkonzepte nur langfristig geplant werden können und mit den verantwortlichen Gremien auf allen Ebenen gut abgestimmt werden müssen.

Darüber hinaus bleiben zusätzliche Risiken bestehen! Die Kirchensteuer kann etwa durch Veränderungen des staatlichen Einkommensteuerrechts noch stärker einbrechen. Die Preis- und Personalkostensteigerungen können noch höher ausfallen als angenommen. Zudem steigen auch die konjunkturellen Risiken, die über sinkende Einkommensteuer auch Auswirkungen auf die Kirchensteuer der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers haben können. 

100 € werden 2019 aufgewandt für

Gesamtergebnisrechnung 2018

Erträge 2018

Die Gesamtergebnisrechnung 2018 weist im ordentlichen Jahresergebnis Erträge in Höhe von 652,8 Millionen Euro aus. Die Aufwendungen betragen 675,9 Millionen Euro und kommen mit rd. 490 Millionen Euro oder 75 Prozent direkt den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden zugute. 

Daraus ergibt sich im Haushaltsjahr 2018 als Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit ein Verlust von 23,1 Millionen Euro. 

Die Erträge aus Kirchensteuern betrugen 594,9 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 566,5 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von 28,4 Millionen Euro oder knapp 5 Prozent, die vor allem auf die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in Niedersachsen zurückgeht. 

Obwohl sich die Kirchensteuererträge in den letzten Jahren positiv entwickelt haben, kann diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirchensteuerentwicklung der letzten 25 Jahre deutlich hinter der Inflationsentwicklung zurückbleibt. So beträgt der Realverlust in den Jahren 1992 bis 2016 rd. 20 Prozent, was in diesem Zeitraum zu Haushaltsdefiziten von über 300 Millionen Euro führte.

Aufwendungen 2018

Die gesamten Personalaufwendungen im landeskirchlichen Haushalt betragen 313,3 Millionen Euro und liegen mit ca. 98 Millionen Euro oder 31 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Steigerung geht vor allem auf zusätzliche Beihilfe-Rückstellungen in Höhe von rd. 90 Millionen Euro zurück, die nach dem versicherungsmathematischen Gutachten zu bilden waren.  

Die Zuweisungen in Höhe von 260,2 Millionen Euro fließen in die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, damit diese ihre kirchlichen Aufgaben erfüllen können. In diesem Betrag sind ebenso wie schon im Vorjahr zusätzlich 3 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit der Kirchenkreise und Kirchengemeinden enthalten, mit denen z. B. Kurse für Deutschunterricht, Fortbildung von Ehrenamtlichen oder die Begleitung von Flüchtlingsfamilien unterstützt werden. 

Die Abschreibungen betragen 2,1 Millionen Euro und sind damit 0,3 Millionen Euro niedriger als im Vorjahr. 

Die sonstigen ordentlichen Aufwendungen betragen 29,2 Millionen Euro. In diesem Betrag sind knapp 24 Millionen Euro Verwaltungskosten enthalten, die das Land Niedersachsen für die Kirchensteuerverwaltung erhält. Nach Art. 13 Abs. 1 Loccumer Vertrag erhält das Land Niedersachsen 4 Prozent der Kirchensteuereinnahmen als Entschädigung für die Verwaltungshilfe.

Im Vergleich zum Vorjahr gehen die ordentlichen Aufwendungen um gut 140 Millionen Euro zurück. Diese Veränderung beruht auf einer besonderen Belastung durch Vorsorgeaufwendungen im Vorjahr.

Bilanz zum 31. 12. 2018

Bilanz Aktiva 2018

Die Aktiva oder Aktivseite der Bilanz zählt die einzelnen Vermögensgegenstände der Landeskirche auf. 

Im Anlagevermögen sind Güter ausgewiesen, die der Landeskirche dauerhaft dienen. Hierzu zählen die Grundstücke und Gebäude (Sachanlagen) mit 82,0 Millionen Euro sowie die Unternehmensbeteiligungen etwa an der Comramo IT Holding AG oder der Evangelischen Bank eG mit 1,2 Millionen Euro. Insgesamt beträgt das Anlagevermögen 83,9 Millionen Euro und macht knapp 6 Prozent der Bilanzsumme aus.

Das Umlaufvermögen macht knapp 94 Prozent der Bilanzsumme aus und besteht im Wesentlichen aus Forderungen an den Rücklagenfonds, der die auf der Passivseite ausgewiesenen Rücklagen und Rückstellungen decken muss. Damit wird dem Grundsatz der Finanzdeckung der Rücklagen und Rückstellungen nach § 75 Abs. 9 und § 77 Abs. 2 der kirchlichen Haushaltsordnung Rechnung getragen.

Einen nicht durch Reinvermögen gedeckten Fehlbetrag weist die Bilanz im Jahr 2018 nicht mehr aus. Im Vorjahr waren es noch 89,4 Millionen Euro, die auf nicht gedeckte Beihilfeverpflichtungen zurückgingen. Dieser Betrag konnte im Jahr 2018 durch Ertragssteigerungen voll finanzgedeckt werden.

Bilanz Passiva 2018

Die Passiva oder Passivseite der Bilanz enthält das Reinvermögen der Landeskirche, das 577,1 Millionen Euro beträgt und knapp 40 Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Es ist unterteilt in den Vermögensgrundstock (80,5 Millionen Euro), die Pflichtrücklagen (226,7 Millionen Euro) und zweckgebundene Rücklagen (235,7 Millionen Euro). Die gesamten Rücklagen der Landeskirche betragen 462,4 Millionen Euro oder 32 Prozent der Bilanzsumme. In diesem Betrag ist auch die Risikorücklage von 105 Millionen Euro enthalten, die die Landeskirche für die Jahre 2017 bis 2022 aufbaut, um gegenüber den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen die zugesagten Planungsvorgaben aufrechterhalten zu können.

Die Rückstellungen betragen insgesamt 847,4 Millionen Euro oder knapp 60 Prozent der Bilanzsumme. Hierin sind Versorgungsrückstellungen in Höhe von 790,3 Millionen Euro enthalten. Diese decken die auf die Landeskirche entfallende Deckungslücke bei der Norddeutschen Kirchlichen Versorgungkasse (NKVK) in Höhe von 485,9 Millionen Euro ab. Durch ein versicherungsmathematisches Gutachten wird dieser Wert in jedem Haushaltsjahr neu bewertet. Weitere 304,4 Millionen Euro betragen die Beihilferückstellungen für die pensionierten öffentlich-rechtlich Bediensteten in der Landeskirche, die in der Bilanz des Berichtsjahres in voller Höhe nachgewiesen werden. 

Die Norddeutsche Kirchliche Versorgungskasse (NKVK) stellt die Versorgungsansprüche der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sicher. Zum Bilanzstichtag sind bei der NKVK 2.716 aktive Personen und 2.642 Versorgungsempfänger angemeldet. 

Die Landeskirche Hannovers betreibt für 60.940 privatrechtlich angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 25.013 Rentnerinnen und Rentner aus Kirche und Diakonie eine eigene Zusatzversorgungskasse (ZVK) als unselbständige Einrichtung. Zum 31.12.2018 beträgt die Deckungsrückstellungslücke der Kasse 134,4 Millionen Euro, die sich durch ein vom Dienstgeber zu zahlendes jährliches Sanierungsgeld verringert.