Kirche und Judentum

Achtung und Wertschätzung

Die Landeskirche Hannovers weiß, was sie dem Judentum und den jüdischen Geschwistern verdankt: dass sie Zeugnis geben von Gott – dem Gott der Väter Abraham, Isaak und Jakob und der Mütter Sara, Rebekka, Lea und Rahel. Dieses Zeugnis wird von Juden und Jüdinnen mit Christinnen und Christen lebendig gehalten. Darum bestimmen Respekt und die Suche nach Begegnung in Achtung und Wertschätzung die Beziehung der Landeskirche zu jüdischen Gemeinden, Jüdinnen und Juden.

Diese Haltung findet ihren Ausdruck auch in der Synodalerklärung von 1995 und in der veränderten Verfassung von 2013. Zu den hier formulierten Einsichten gehören:

  • die bleibende Erwählung des jüdischen Volkes und
  • das Wissen um Schuld der Kirche gegenüber Jüdinnen und Juden.

Verfassungsänderung

Daraus ergeben sich insbesondere folgende Verpflichtungen:

  • Alle Formen von Antijudaismus und Antisemitismus zu bekämpfen,
  • keine Mission unter Jüdinnen und Juden zu betreiben sowie
  • Theologie und Gottesdienstpraxis zu erneuern.

Die Grundlage einer Theologie im Horizont des Judentums ist die Einsicht, dass der Bund Gottes mit dem jüdischen Volk fortbesteht, „denn Gottes Gaben und Berufung sind unwiderruflich.“ Röm 11,29

Aufgrund der Einsicht, dass Gott seinem jüdischen Volk treu bleibt, wurde 2013 die Verfassung der Landeskirche ergänzt mit dem

„Ziel…, die Verfassungsänderung ins Bewusstsein der ganzen Kirche zu bringen, dass jeder Christenmensch weiß, dass das ein Essential unseres Glaubens und unserer Theologie ist.“ (Sup. Gerd Bohlen) Sie nimmt Christinnen und Christen in die Pflicht und ruft zur Verantwortung, „gegen jede Form des Antisemitismus und Antijudaismus in unserer Gesellschaft aufzustehen und konkret zu handeln.“ (Landesbischof Ralf Meister)

Ecclesia semper reformanda est

Die Erkenntnisse des christlich-jüdischen Gesprächs der letzten Jahrzehnte, die Synodalerklärung von 1995 und die Verfassungsänderung von 2013 geben Anlass, Theologie und Kirche zu reformieren gemäß dem reformatorischen Leitprinzip: Ecclesia semper reformanda est.

Die EKD-Synode von 2015, die die Judenmission ablehnt, hat deutlich betont, dass abwertende Stereotype zu Lasten des Judentums der Vergangenheit angehören sollten. Das bedeutet, „insbesondere die Unterscheidungen, Gesetz und Evangelium‘, ,Verheißung und Erfüllung‘, ,Glaube und Werke‘ und ,alter und neuer Bund‘ neu und kritisch zu überdenken.“

Nicht zuletzt sind Christinnen und Christen dazu gerufen, gemeinsam mit Jüdinnen und Juden Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu übernehmen. Es sind alle eingeladen, die Begegnung und das Gespräch mit Jüdinnen und Juden zu suchen und sich dadurch verändern zu lassen: „Das christlich-jüdische Gespräch darf nichts Abgetrenntes in unserem Leben sein, etwas was nur am Rande unserer Existenz behaust bleibt. Wo dieses Gespräch Wirklichkeit geworden ist, in den wenigen Menschen, die in ihm leben, hat es diese Menschen selbst gewandelt. Sie selbst sind dieses Gespräch geworden.“ (Schalom Ben Chorin)

„Das christlich-jüdische Gespräch darf nichts Abgetrenntes in unserem Leben sein, etwas was nur am Rande unserer Existenz behaust bleibt. Wo dieses Gespräch Wirklichkeit geworden ist, in den wenigen Menschen, die in ihm leben, hat es diese Menschen selbst gewandelt. Sie selbst sind dieses Gespräch geworden.“

Schalom Ben Chorin

Auf Augenhöhe

Zwei schmale Figuren mit glänzendem Gesicht. Sie schauen einander an, sehen aneinander vorbei. An ihrer Seite stehen Leitern. Himmelsleitern vielleicht? Die neue Skulptur TWINS – ZWILLINGE am Landeskirchenamt der Ev.-luth Landeskirche Hannovers lässt viele Deutungen zu.

Skulptur "Twins" entdecken