Kirchen streben Energieversorgung ohne Atomkraft an

Die evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen und Bremen streben für ihre Gemeinden eine Energieversorgung ohne Atomkraft an. In den Landeskirchen Hannover, Oldenburg und der Evangelisch-reformierten Kirche werden derzeit Konzepte ausgearbeitet, die einen Stromeinkauf auf Kirchenkreisebene ohne die Energie aus Kernkraftwerken ermöglichen. In den Regionen nahe der Atommüll-Lager Asse und Gorleben verzichten die Kirchenbezirke bereits seit zwei Jahren auf Atomstrom. In Bremen bezieht die zentrale Kirchenverwaltung ausschließlich Naturstrom.
Die hannoversche Landeskirche wolle ihren mehr als 1.500 Kirchengemeinden demnächst Wege aufzeigen, wie sie Ökostrom einkaufen können, sagte Umweltreferent Reinhard Benhöfer, am Montag. Darüber, welche Art von Strom die Gemeinden letztlich beziehen, könne die Landeskirche jedoch keine Vorschriften machen.
Der oldenburgische Bischof Jan Janssen hatte nach Beginn der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima dazu aufgerufen, sich von der Kernenergie zu verabschieden. Derzeit werde geprüft, ob und wie die Kirchenverwaltung in Oldenburg und die regionalen Dienststellen auf Ökostrom umstellen können, sagte Kirchensprecher Dirk-Michael Grötzsch. Später solle den Gemeinden angeboten werden, solchen Verträgen beizutreten.
Im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg, in dem Gorleben liegt, seien alle Gemeinden und Einrichtungen vor zwei Jahren zu einem Naturstrom-Anbieter gewechselt, sagte Kirchenkreisamtsleiter Harald Peters. In der braunschweigischen Landeskirche nutzt die Propstei Schöppenstedt seit mehr als zwei Jahren keinen Atomstrom mehr. In dem Bezirk befindet sich das marode Atommülllager Asse II. Auch in der Region um das geplante Endlager Schacht Konrad stünden die Verhandlungen mit einem örtlichen Ökostrom-Anbieter kurz vor dem Abschluss, sagte Propst Joachim Kuklik. Künftig sollen dort 150 kirchliche Einrichtungen aus alternativen Energiequellen versorgt werden.
Die Zentrale Kirchenverwaltung der Bremischen Evangelischen Kirche verwendet nach Angaben ihres Koordinators, Helmut Jung, seit einiger Zeit ausschließlich zertifizierten Naturstrom. Dabei beziehe die Kirche Strom von einem regionalen Anbieter, um Arbeitsplätze zu sichern. Alle 61 Kirchengemeinden seien aufgefordert worden, Atomstrom zu vermeiden.
Die reformierte Kirche mit Sitz in Leer habe im vorigen Jahr das kirchliche Umweltmanagementkonzept "Grüner Hahn" eingeführt, sagte Sprecher Ulf Preuß. Derzeit werde der Energiebedarf der 142 Kirchengemeinden zwischen der Nordsee und dem Allgäu ausgewertet, um mit Ökostrom-Anbietern einen Rahmenvertrag auszuhandeln.
epd