Streichhölzer verschiedener Farbe

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Atomkraft

Landesbischof Meister vertritt EKD in Endlagerkommission des Deutschen Bundestages

Hannover, Februar 2015. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat Landesbischof Ralf Meister in die Endlagerkommission des Deutschen Bundestages entsandt. Auftrag der Kommission ist es, ein geeignetes Verfahren zur Standortbestimmung für ein Endlager zu finden.

Landesbischof Meister und der Rechtsanwalt Hartmut Gaßner sind zu Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Gesellschafter Dialog, Öffentlichkeitsbeteiligung und Transparenz unter Einbeziehung der Erfahrungen aus den Standorten Gorleben, Morsleben, Asse und Konrad“ gewählt worden. Die Arbeitsgruppe soll ein Konzept für die Beteiligung der Öffentlichkeit entwickeln. Sie hat dabei nationale und internationale Erfahrungen auszuwerten, Experten anzuhören und ein Konzeptvorschlag in die Kommissionsarbeit einzubringen.

Die politischen Kontroversen um die Atommülllagerung weisen auf Defizite bisheriger Lösungskonzepte. Die Erfahrungen mit Morsleben, Asse und Gorleben machen einen Neubeginn der Endlagersuche notwendig. Es geht um Bürgerbeteiligung von neuer Qualität. Erfolgreich und politisch bindend kann eine Beteiligungskultur sein, wenn sie transparent ist und eine Bürgerbeteiligung will, die mit Entscheidungsoption ausgestattet ist. Solche Beteiligung muss zur Grundlage des Findungsprozesses werden. Dabei dürfen Probleme nicht verschwiegen werden.

Neben Akzeptanz, Legitimation und emanzipatorische Mitgestaltung ist die Aussöhnung eine wichtige Dimension der Standortsuche. Der Vertrauensverlust bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit. Ohne gesellschaftspolitische Verwerfungen in den Blick zu nehmen ist ein Findungsverfahren wenig aussichtsreich.

Die Endlagerkommission bemüht sich um das Gespräch mit kritischen Akteuren. Kein relevantes Wissen darf verloren gehen. Allerdings kann die Kommissionsarbeit eine breite Teilnahme der Öffentlichkeit auf dem Weg zu einer Lösung der Endlagerfrage nicht ersetzen. Beteiligungsmöglichkeiten und Beteiligungsbereitschaft ergeben erst jenen Gestaltungsraum, in dem von einem gesellschaftlichen Dialog die Rede sein kann. Das Beteiligungskonzept ist als ein lernendes Konzept zu entwickeln. Es entwickelt und verändert sich über Lösungsbeiträge zivilgesellschaftlicher Akteure. Distanzierte Betroffenheit muss in zivilgesellschaftliche Beteiligungs- und Bindungsbereitschaft überführt werden.
Vorhandenes Wissen muss stets für neues Wissen und bessere Einsichten empfänglich bleiben. Verlässlichkeit und Lernfähigkeit sind wichtige Pole der Endlagersuche.

Rolf Adler, Umweltbeauftragter der Landeskirche Hannovers

Endlagerkommision des Bundestages

Energieversorgung als Herausforderung der Zukunft

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sieht in der weltweiten Energieversorgung eine der größten technischen, sozialen, ökologischen und politischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Ein großer Teil der Weltbevölkerung habe bereits keinen Zugang zu finanzierbarer Energie und zu Wasser, sagte Meister bei einer Diskussion zu Ethik und Verantwortung im Ingenieurberuf am Samstagabend in Loccum bei Nienburg. Nur der sparsame Umgang mit Ressourcen schaffe Gerechtigkeit und ermögliche späteren Generationen eine Zukunft.

„Es ist ethisch inakzeptabel, dass Verursacher und Leidtragende des hohen Energieverbrauchs nicht identisch sind“, sagte der evangelische Bischof dem epd. Energie- und Wasserarmut führe in manchen Teilen der Welt zu Arbeitslosigkeit, Hunger, Krankheit und bitterer Not. Die steigenden Ernährungspreise hingen mit den steigenden Energiepreisen zusammen.
Aus christlicher Sicht müsse Technik dem Leben dienen, sagte der Bischof in seinem Impulsreferat zu den „Loccumer Gesprächen“. Die natürlichen Lebensgrundlagen dürften nur soweit verbraucht werden, dass sie künftigen Generationen weiter zu Verfügung stehen. „Der Mensch ist Kreatur und nicht Kreator.“ Weil Menschen Fehler machten, gehöre es zur technischen Vernunft, alle Entwicklungen beherrschbar und korrekturfähig zu halten. Dies müsse etwa bei der Diskussion um die Lagerung von Atommüll im Salzstock Gorleben und an anderen Orten beachtet werden.

epd

In der hannoverschen Landeskirche gelegen: Gorleben

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat einen Neuanfang bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland gefordert. Dazu gehöre auch, dass die Erkundungsarbeiten im Gorlebener Bergwerk gestoppt werden müssten, sagte Schneider nach einem Besuch des Salzstocks am Sonnabend. „Man braucht ein neues Konzept.“ Unterdessen demonstrierten im Landkreis Lüneburg sowie an mehreren anderen Orten in Niedersachsen mehrere hundert Atomkraft-Gegner gegen den geplanten Castor-Transport am 24. November. Bundesweit protestierten rund 6.000 Menschen.

EKD-Chef Schneider war gemeinsam mit dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister zwei Tage durch die Region gereist. Für die Kirche sei der Gorleben-Konflikt auch nach dem Atomausstieg ein nationales Thema, betonte er: „Aus der Endlager-Problematik kann man nicht aussteigen. Wir haben hier ein Ewigkeitsproblem.“ Wichtig sei es, Vertrauen, Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung zu schaffen. In Gorleben habe es in der Vergangenheit den Eindruck gegeben, die Kriterien für ein Endlager seien den jeweiligen Gegebenheiten angepasst worden.

Meister ergänzte, in der Region herrsche seit einer Generation große Verunsicherung. „Es gibt ein so großes Misstrauen, dass Menschen manchmal nicht mehr das Gefühl haben, hier zu Hause zu sein“, sagte er nach Gesprächen mit Gorleben-Gegnern, Kirchenvertretern und Vertretern des Bundesamtes für Strahlenschutz.

epd

Landeskirche spricht sich gegen Erkundung von Gorleben aus

Energie sparen, Kosten senken, Schöpfung bewahren

Klimaaktion

Im August 2011 fiel der Startschuss für die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Im Laufe eines Jahres wird unter der Beteiligung der Kirchenkreise und der Gemeinden eine Klimaschutzstrategie für die Landeskirche entwickelt; die Federführung liegt beim Landeskirchenamt Hannover.

Laut Synodenbeschluss von 2007 will die Landeskirche in einem Zehnjahreszeitraum 25 Prozent ihrer CO2-Emissionen einsparen. Das Klimaschutzkonzept wird zeigen, wie weit wir uns diesem Ziel schon genähert haben und mit welchen Maßnahmen wir es erreichen können. Darüber hinaus werden Vorschläge erarbeitet, wie weitergehende Klimaschutzmaßnahmen etwa bis zum Jahr 2050 aussehen können. Die Bundesregierung strebt für Deutschland eine Verringerung der Treibhausgasemissionen von 80 Prozent bis 2050 an – dazu wollen auch wir unseren Beitrag leisten. Allerdings steht fest, dass die Möglichkeiten der Energieeinsparung in denkmalgeschützten Gebäuden oft nur gering und dass unsere Haushalte schon jetzt sehr angespannt sind. Doch Klimaschutz wird auch zur Entlastung der kirchlichen Haushalte beitragen: Klimaschutz bedeutet bei uns vor allem Energie einzusparen.
Dabei sind Ideen, Kreativität und Engagement gefragt. Wir wollen nicht nur über Klimawandel und Klimaschutz reden, wir wollen praktisch helfen, die Schöpfung zu bewahren. Dafür brauchen wir Ihre Beteiligung.

Im Vordergrund stehen die Erfassung und Erschließung der Einsparpotenziale in den über 8.000 Gebäuden der Landeskirche. Daneben werden die klimarelevanten Bereiche Mobilität, Beschaffungswesen sowie die Nutzung kirchlicher Flächen untersucht.

Landesbischof Ralf Meister:

meister-rede

„Es braucht keinen Mut mehr zu sagen, dass es keine Zukunft mit Atomenergie geben darf. Zugespitzt: Mich hat bei der der Formulierung von der 'Brückentechnologie Kernenergie' immer bewegt, dass diese Technologie auch eine Brücke in den Tod ist. Das war doch seit Tschernobyl klar.“

Kirchliche Diskussionen in Niedersachsen und Bremen

Mit dem Zwischenlager in Gorleben auf dem Gebiet der hannoverschen Landeskirche und dem Lager in der Asse auf dem Gebiet der braunschweigischen Landeskirche sind die Kirchen in der Diskussion um den Atomstrom besonders herausgefordert.

Kirchen streben Energieversorgung ohne Atomkraft an

Erinnerung an Tschernobyl

Erinnerung an Tschernobyl

Für Hit-Radio Antenne Niedersachsen hat ekn einen Film produziert, der an die Katastrophe in Tschernobyl erinnert und die enge Beziehung zur Situation in Niedersachsen erläutert.