Eine Sünde gegen Gott

„Antisemitismus ist eine Sünde gegen Gott und die Menschheit“, so formulierte es der Ökumenische Rat der Kirchen 1948. Seitdem beziehen die Kirchen immer wieder neu Stellung. Denn: „Jesus von Nazareth wird verraten, wenn Glieder des jüdischen Volkes, in dem er zur Welt kam, als Juden missachtet werden.“
Der spezifisch christliche Ausdruck von Antisemitismus ist Antijudaismus. Ihn gibt es seit der Entstehung des Christentums. Antijudaismus liegt vor, wenn z.B. Juden als Gottesmörder diffamiert, Pharisäer mit Heuchlern identifiziert werden, der Gott der Hebräischen Bibel als ein Gott der Rache, der Gott des Neuen Testaments dem gegenüber als ein Gott der Liebe gesehen wird oder die Vorstellung besteht, das Christentum sei eine höher entwickelte Religion. Der französische Historiker Jules Isaac bezeichnete diese Vorstellungen als Lehre der Verachtung. Seit mehreren Jahrzehnten bemühen sich Theolog*innen und Pfarrer*innen, diese judenfeindlichen Vorstellungen in Lehre und Praxis aufzudecken und zu korrigieren.