Startseite Archiv Nachricht vom 31. Oktober 2018

"Wohl der Gemeinschaft in den Blick nehmen"

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Hannover. Landesbischof Ralf Meister hat in seiner Predigt zum Reformationstag zu einem sorgsamen Umgang mit Freiheit aufgerufen. "Die Rücksichtnahme auf die Freiheit anderer ist gerade keine Einschränkung meiner Freiheit, sondern ein Ausdruck meiner Freiheit", sagte der evangelische Theologe am Mittwoch in der Marktkirche in Hannover. "Vielleicht ist das die schwierigste und entscheidende Botschaft des Reformationstages: Wir sind frei, dem Zorn zu gehorchen oder die Versöhnung zu suchen! Wir sind frei, uns nur um uns selbst zu kümmern oder das Wohl der Gemeinschaft in den Blick zu nehmen."

In diesem Zusammenhang erinnerte der Bischof an die cholerische Seite Martin Luthers. Seine Aussagen hätten zum Teil eine "brutale Verachtung" ausgedrückt, etwa in seinen späten Schriften gegen die Juden oder in seinen Ausfällen gegen die Bauern. Diese Verwerfungen seien durch nichts zu entschuldigen. "Aktuell sehen wir viele 'Kinder der Zorns'", sagte Meister. Durch alle Weltteile zögen sich Spuren von Verachtung, Wut und Zorn. "Mächtige Staatsmänner sprechen von Gewalt und fürchterlichen Bestrafungen, die sie auslösen werden, wenn man ihnen nicht folgt."

Dieser Zorn suche sich oft diejenigen als Opfer, die in jahrzehntelangen Kämpfen für ihre Rechte eingetreten seien. "Dieser Zorn diskriminiert Frauen, Menschen anderen Geschlechts, anderer Religion und anderer Hautfarbe." Er führe zu Gewalt und Gewalt beginne mit der Sprache. Die wirksamste Macht dagegen sei die Liebe Gottes, betonte Meister und fügte ein Zitat Luthers hinzu: "Gott will nicht Zuhörer oder Nachredner haben, sondern Nachfolger und Ausübende, und das im Glauben durch die Liebe."

Der Reformationstag fordere dazu auf, nach der Bereitschaft aller zu fragen, gemeinsam anderen Menschen Freiheit zu verschaffen und dabei selbst Abstriche in Kauf zu nehmen, unterstrich der Landesbischof. Wenn es gelänge, "Antworten der Liebe" zu finden, sei schon viel geschehen.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen